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37. BOLZANO FILM FESTIVAL BOZEN – HOMMAGE AN KARL „BAUMI“ BAUMGARTNER

„Das einzige, was ihn mit dem klassischen Produzentenklischee verband, war die Zigarre, die er auch gerne kalt in der Hand hielt. Karl Baumgartner, Baumi, der leidenschaftliche Bilderentdecker. Die Neugierde, die Offenheit des gebürtigen Südtirolers kannte keine Grenzen – weder formal noch territorial. Als Kinobetreiber und Verleiher teilte er seine Begeisterung mit dem Publikum. Als Produzent verwirklichte er die Visionen seiner Regisseure und Regisseurinnen. Baumi, Du fehlst!“ Anke Leweke, Filmkritikerin, Berlin

An drei Abenden würdigen das BFFB 37 und das Frankfurter Lichter Filmfest den vor zehn Jahren verstorbenen Produzenten, Verleiher und Regisseur Karl Baumgartner mit einer Hommage und zeigen eine Auswahl seiner schönsten Filme. Seine Frau Alexandra D’Olif Baumgartner und seine Tochter Martina Valentina Baumgartner werden beim Festival anwesend sein.

Diese intime und emotionale Hommage beginnt am Samstag, den 13. April um 18 Uhr mit einem Live-Abend mit Musik und Poesie mit Benno Simma, Georg Tschurtschenthaler, Andreas Pichler und Cassis B Staudt sowie der Vorführung von zwei Kurzfilmen. Am Sonntag, 19. April, wird der Film Luna Papa des tadschikischen Regisseurs Bakhtiar Khudojnazarov gezeigt, eine wertvolle Gelegenheit, die enorme kulturelle Offenheit des großen Produzenten zu verstehen. Am Montag, 20. April, kommt Stranger than Paradise von Regisseur Jim Jarmusch auf die Leinwand, mit dem Baumi eine fruchtbare berufliche Zusammenarbeit und enge Freundschaft verband.

„Baumi war sicherlich mit seiner Herkunft verbunden. Aber er fühlte sich auch von der Grenze angezogen, von den Grenzen. Denn er wollte uns zeigen, was dahinter ist, jenseits des Horizonts.“ (Vincenzo Bugno, künstlerischer Leiter BFFB)

Karl Baumgartner, geboren am 3. Januar 1949 in Bruneck, Südtirol (Italien), war ein herausragender Produzent des Weltkinos, der einen bedeutenden Beitrag zur internationalen Filmlandschaft geleistet hat. Bereits in seiner Jugend zeigte er ein starkes Interesse am Film und war ein unermüdlicher Besucher von Kinos, Sets und Filmfestivals. Gemeinsam mit Bernabo Micheli realisierte er seine ersten Hobbyfilme, die seine Leidenschaft für das Medium weiter befeuerten.
In den 1960er Jahren begann Baumgartners berufliche Karriere in Rom, wo er als Regieassistent und Filmkritiker tätig war. Dort sammelte er erste praktische Erfahrungen und entwickelte ein tiefes Verständnis für die Filmkunst. Seine Neugier und sein Enthusiasmus führten ihn in die Welt des alternativen Films, wo er sich mit Gleichgesinnten im Kollektiv „Harmonie“ in Frankfurt am Main zusammenschloss. In den 1970er Jahren avancierte „Harmonie“ zu einem wichtigen Forum für den internationalen Arthouse-Film in Deutschland.
Zusammen mit Reinhard Brundig trug er zur Förderung des Arthouse-Films bei, indem er 1982 den Filmverleih Pandora Film gründete, der sich schnell als einer der führenden europäischen Verleiher des internationalen Kinos etablierte und Talente wie Jim Jarmusch, Sally Potter, Aki Kaurismäki und Kim Ki-duk entdeckte, die später zu Weltruhm gelangten.
Baumgartner engagierte sich nicht nur im Verleih, sondern begann auch, als Filmproduzent tätig zu werden. Seine Beteiligung an preisgekrönten Filmen festigten seinen Ruf als innovativer und einflussreicher Produzent. Seine Arbeit zeichnet sich durch einen interdisziplinären Ansatz aus, der die Filmkultur und die politische Dimension miteinander verbindet. 
2003 gründete Baumgartner zusammen mit Thanassis Karathanos die Produktionsfirma Pallas Film, die sich auf osteuropäische Filme spezialisierte. Sein Interesse am osteuropäischen Kino führte zu einer Vielzahl von hochgelobten Produktionen, die die kulturelle Vielfalt und die talentierten Filmschaffenden dieser Region einem internationalen Publikum näherbrachten. 

Baumgartner wurde nicht nur für seine künstlerischen Leistungen, sondern auch für sein Engagement und seine Leidenschaft für den Film geehrt. 
Sein Tod am 18. März 2014 hinterließ eine Lücke in der internationalen Filmgemeinschaft, doch sein Erbe lebt weiter in den zahlreichen herausragenden Werken des World cinema, die er ermöglicht hat.

BAUMI 10 YEARS – EINE RETROSPEKTIVE 

Beim BOLZANO FILM FESTIVAL BOZEN und beim Lichter Filmfest in Frankfurt wird das Andenken an den Regisseur Karl „Baumi“ Baumgartner mit einer Hommage an sein Kino und seine Person gewürdigt. Während des Festivals wird eine Auswahl seiner schönsten Filme, die er als „Hebamme des Kinos“, wie er sich selbst gerne bezeichnete, ins Leben gerufen hat, im Rahmen von „drei Abenden mit Baumi“ gezeigt. 

Samstag, 13. April 2024 um 18:00 Uhr

Am ersten Abend wird der Kurzfilm ES 22 – Favola in Quattro Tempi von 1967 gezeigt, in dem wir einen sehr jungen Baumi sehen, und es werden einige von Baumis Briefen an seine Frau Sandra vorgelesen, die unter dem Titel „Cher Montag“ gesammelt wurden: kleine, intime Dokumente, die uns in Geschichten aus anderen Zeiten entführen. Cassis B Staudt begleitet die Lesung mit seinem Akkordeon und Benno Simma ehrt seinen Freund mit einer musikalischen Laudatio.

“Baumi” 
gesungen und gespielt von Benno Simma 

“Cher Montag“, Briefe von Baumi an Sandra
gelesen von Georg Tschurtschenthaler, Andreas Pichler musikalische Umrahmung von Cassis B Staudt 

ES 22 – FAVOLA IN QUATTRO TEMPI
Ivo Barnabò Micheli
1967, 14min
Mit Alexandra D’Olif Baumgartner, Karl „Baumi“ Baumgartner, Ivo Barnabò Micheli 

STRANGE TO MEET YOU (COFFEE AND CIGARETTES, segment 1) 
Jim Jarmusch
USA, 1986, 6 min.
Mit Roberto Benigni und Steven Wright 
Sonntag, 14. April 2024 um 20:45 Uhr

STRANGER THAN PARADISE 
Jim Jarmusch
USA/DEU 1984, 89’, Englisch und Ungarisch mit italienischen Untertiteln

Das Leben eines New Yorkers wird auf den Kopf gestellt, als eine junge Cousine aus Ungarn ihn überraschend besucht und ein seltsames und unvorhersehbares Abenteuer beginnt. In drei Akten erzählt der Film die Geschichte von Willie, der in Brooklyn lebt, und seine Interaktionen mit den beiden anderen Hauptfiguren, seiner Cousine Eva und seinem Freund Eddie.

Montag, 15. April 2024 um 20:00 Uhr

LUNA PAPA 
Bakhtiar Khudojnazarov
RUS/DEU/FRA/AUT/CHE 1999, 107’, Russisch mit deutschen Untertiteln
Ein romantisches Märchen von einem jungen tadschikischen Mädchen, namens Mamlakat, das in einer klaren Mondnacht von einem Unbekannten, der noch in derselben Nacht verschwindet, geschwängert wird. Um die Schmach reinzuwaschen, macht sich Mamlakat mit ihrem Vater und ihrem Bruder auf eine unglaubliche Suche, um den Missetäter zu finden.


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Festivalakkreditierung

Anmeldung: Programm-Pressekonferenz, 27. März, 11 Uhr, Filmclub Bozen

37. BOLZANO FILM FESTIVAL BOZEN: Focus – indigenes brasilianisches Kino

Anlässlich seiner 37. Ausgabe legt das BOLZANO FILM FESTIVAL BOZEN, das seit jeher ein besonderes Augenmerk auf geografische, ethnische und sprachliche Minderheiten legt, nach dem spanisch-galizischen Kino im vergangenen Jahr nun einen Schwerpunkt auf das brasilianische indigene Kino.

Vincenzo Bugno, künstlerischer Leiter des Bozner Filmfestivals: „Sich mit dem brasilianischen indigenen Kino zu befassen, bedeutet, den Volksgruppen einen Raum zu widmen, die durch die Geschichte zu ethnischen und sprachlichen Minderheiten geworden sind. Es bedeutet, über Kolonisierung und Dekolonisierung zu sprechen, über die Beziehung dieser Gemeinschaften und die Erfahrungen der Einzelnen mit der vorherrschenden Kultur und der Moderne nachzudenken. Es ist ein Kino, das die Erinnerung an die Kultur der indigenen Völker bewahren will und die Diskriminierung und das Leid, dem sie ausgesetzt waren, nicht vergisst. Von Filmemacher*innen, die im Akt des Filmens einen Moment der Unbeugsamkeit und der Resilienz sehen.“

Mit einem klaren und kohärenten Programm präsentiert FOCUS – Indigenes brasilianisches Kino Werke von nicht-indigenen, aber stark an indigenen Themen interessierten Filmemacher*innen sowie Dokumentarfilme oder Werke indigener Künstler*innen oder Kollektive, die sich der Fiktion oder einer Vielfalt anderer künstlerischer Formen widmen.

Zu diesen gehört auch Takumã Kuikuro, der beim BFFB 37 als Gast anwesend sein wird. Kuikuro ist Angehöriger des Kuikuro-Volkes und im indigenen Xingu-Reservat im brasilianischen Amazonas-Regenwald aufgewachsen. 

FOCUS – Indigenes brasilianisches Kino wurde gemeinsam von Paulo Roberto de Carvalho, Produzent und Mitbegründer von Autentika Films, und Festivaldirektor Vincenzo Bugno kuratiert, in Zusammenarbeit mit dem Produzenten und Regisseur Felipe Bragança. 

WERKE INDIGENER REGISSEUR*INNEN

Drei Programmblöcke mit insgesamt 10 Kurzfilmen, einem mittellangen Film und einem Langfilm.

Das erste Programm ist vor allem dem Werk des BFFB-Gastes Takuma Kuikurogewidmet, dem Co-Autor des mehrfach international ausgezeichneten Spielfilms The Hyperwoman (As Hiper Mulheres), einem Zeugnis eines archaischen, freudigen Rituals, das (fast) ausschließlich weiblich ist.


AS HIPER MULHERES (THE HYPERWOMEN)
Carlos Fausto, Leonardo Sette, Takumã Kuikuro (BRA 2011, 80′, Portugiesisch)
Kanu ist die einzige Frau ihres Dorfes, die alle Lieder kennt, die zum Ritual der „Überfrauen“ gehören. Die Zeit ist gekommen, ihr Wissen weiterzugeben. Ein erheiterndendes Portrait über die Geschlechterbeziehungen bei den Kuikuro.


FEBRE DA MATA (JUNGLE FEVER)
Takumã Kuikuro (2023, 11′)
Der Schamane und seine Familie gehen fischen. Während des Angelausflugs nähert sich ein Jaguar und fängt an, verängstigt zu bellen, um Hilfe zu suchen.


YAÕKWÁ, IMAGEM E MEMÓRIA (YAÕKWÁ, IMAGE AND MEMORY)
Rita Carelli, Vincent Carelli (BRA 2020, 21′, Enawene Nawe)
Das Yaõkwa ist ein langes Ritual, das vom Volk der Enawenê-nawê im Bundesstaat Mato Grosso durchgeführt wird, um die Geister zu speisen und zu besänftigen. 

Im zweiten Programm, das dem Kino indigener Filmemacher*innen gewidmet ist, sind hauptsächlich Dokumentarfilme, aber auch einige Spielfilme zu finden. Werke, die das Publikum in die indigenen Kulturen, die Sprachen, das tägliche Leben dieser Bevölkerungsgruppen und ihre Feste eintauchen lassen. Sie lassen an dem Wunsch teilhaben, aktive Protagonisten zu sein und die Schaffung unserer eigenen Bilder nicht an andere zu delegieren.


ABDZÉ WEDE’Õ – VÍRUS NÃO TEM CURA? 
Divino Tserewahú (Mato Grosso 2021, 55′, Portugiesisch, Yanomami)
Divino Tserewahú dokumentiert in seinem Film Abdzé Wede’õ die Rituale der Totenverehrung und die Trauer um den Tod von Dutzenden von Ältesten und Anführern des Dorfes Sangradouro während der Covid-19-Pandemie und kontrastiert damit die für die Xavante-Kultur charakteristische reiche Symbolik von Schönheit, Wissen und spiritueller Stärke.


AGUYJEVETE AVAXI’I
Kerexu Martim (BRA 2023, 20’)
Im Dorf Kalipety, wo sich einst eine trockene und degradierte Fläche befand fängt das Guarani-Volk der M’bya mit dem Anbau traditioneller Maissorten an.


MÃRI HI (THE TREE OF DREAM)
Morzaniel Ɨramari (BRA 2023, 17’, Yanomami)
Wenn die Blumen des Mãri-Baumes blühen, entstehen Träume. Die Worte eines großen Schamanen leiten eine spirituelle Erfahrung an.


THUË PIHI KUUWI (A WOMAN THINKING)
Aida Harika Yanomami, Edmar Tokorino Yanomami, Roseane Yariana Yanomami (BRA 2023, 9’, Yanomami)
Eine Yanomami-Frau beobachtet einen Schamanen bei der Vorbereitung des Yãkoana, das ihnen den Zugang zur Welt der Geister ermöglicht.


YURI U XËATIMA THË (THE FISHING WITH TIMBÓ)
Aida Harika Yanomami, Edmar Tokorino Yanomami, Roseane Yariana Yanomami (BRA 2023, 10’, Yanomami)
Zwei junge Yanomami-Filmemacher*innen beschreiben den Prozess des indigenen Fischfangs mit Timbó, einer Rebe, deren Gift traditionell zum Betäuben von Fischen verwendet wird. 


Das dritte Programm, das dank der Zusammenarbeit mit dem Filmemacher Felipe Bragança möglich wurde, präsentiert die Werke von Zahy Tentenhar und Denilson Baniwa, Autor*innen im Grenzbereich zwischen Kino und bildender Kunst. Denilson ist einer der Kuratoren des brasilianischen Pavillons auf der 60. Internationalen Kunstausstellung der Biennale von Venedig.  

AIKU’È ZEPÉ
Zahy Tentehar (Maranhão 2017, 12’)
Dieses Projekt entstand aus dem Bedürfnis heraus, die Sorgen als Körper und als indigene Frau auszudrücken, die versucht im von der „Zivilisation“ hinterlassenen Chaos zu überleben.


COLHEITA MALDITA (CURSED HARVEST)
Denilson Baniwa (Mato Grosso 2022, 12’)
Im Jahr 2021 hat der Vormarsch der Agrarindustrie auf die Wälder seinen Höhepunkt erreicht, begünstigt durch das katastrophale Projekt des derzeitigen Präsidenten Jair Bolsonaro.


KARAIW A’E WÀ / OS CIVILIZADOS 
Zahy Tentehar (Maranhão 2021, 29’)
Der Film erzählt von unserem Versagen als Menschen, von der Verhärtung ihrer Fähigkeiten und der Entmachtung ihrer physischen und philosophischen Sinne.


ZAHY 
Felipe Bragança, Zahy Guajajara (ITA 2012, 5’, Italienisch, Englisch)
Zahy Guajajara, 23, ist eine der indigenen Anführerinnen eines Dorfes in der Nähe des Maracanã, im ehemaligen Indigenen Museum, das in Rio de Janeiro vom Abriss bedroht ist.

WERKE NICHT-INDIGENER REGISSEUR*INNEN

Die Kuratoren hielten es für wichtig, auch diese 3 Werke vorzustellen. Es sind aufmerksame Zeugnisse, Filme gegen das Wegschauen und spiegeln die Facetten der verschiedenen Filmgenres in der Sektion wider. 


CROWRà(THE BURITI FLOWER)
João Salaviza & Renée Nader Messora  (BRA/PRT 2023, 124’, Krahô, Portugiesisch)
Das Volk der Krahô lebt im brasilianischen Regenwald in einer eigenen Zeit. Auf Mobiltelefonen verfolgen sie die Rede einer indigenen Aktivistin in der Hauptstadt, zugleich wird ein lange schon zurückliegendes Massaker, das die „cupe“ (die Weißen) einst an ihren Vorfahren verübt hatten, als identitätsstiftendes Ereignis erinnert.


A FEBRE (THE FEVER)
Maya Da-Rin (BRA/FRA/DEU 2019, 98’, Tucan, Portugiesisch)
Manaus ist eine Industriestadt inmitten des Amazonas-Regenwaldes. Justino, ein 45-jähriger Angehöriger des indigenen Volkes der Desana, arbeitet als Wachmann im Frachthafen. Seit dem Tod seiner Frau ist seine jüngste Tochter, mit der er in einem Haus am Stadtrand lebt, seine wichtigste Bezugsperson.


MARTIRIO
Vincent Carelli, Tatiana Almeida, Ernesto de Carvalho (BRA 2016, 162’, Portugiesisch, Guaraní, Spanisch)
Der indigene Experte und Filmemacher Vincent Carelli hat 40 Jahre lang gefilmt, um die Ursprünge des Völkermords an den Guaraní Kaiowá zu ergründen. Ein Konflikt mit unverhältnismäßigen Kräften: Der friedliche und hartnäckige Aufstand der enteigneten Guaraní Kaiowá gegen den mächtigen Apparat der Agrarindustrie.

37. BOLZANO FILM FESTIVAL BOZEN: Eröffnungs- und Abschlussfilm stehen fest

ERÖFFNUNGS- UND ABSCHLUSSFILM STEHEN  FEST: „Blind Husbands“ (R: Erich von Stroheim) und „Linda veut du poulet!“ (R: Chiara Malta und Sébastien Laudenbach)

Das 37. BOLZANO FILM FESTIVAL BOZEN wird mit dem Film Blind Husbands (Die Rache der Berge) von Erich von Stroheim auf drei Leinwänden gleichzeitig und mit Live-Musik-Begleitung in Zusammenarbeit mit dem Südtirol Jazzfestival Alto Adige eröffnet. Das Finale bildet in diesem Jahr der Animationsfilm Linda veut du poulet! (Linda will Hühnchen!) von Chiara Malta und Sébastien Laudenbach.

Den offiziellen Auftakt zum Bolzano Film Festival Bozen am Freitag, den 12. April 2024 gibt der Stummfilm Blind Husbandsvon Erich von Stroheim aus dem Jahr 1919. Am Eröffnungsabend wird gleichzeitig in den drei Sälen des Filmclubs Bozen die vom Österreichischen Filmmuseum restaurierte und viragierte Version des Regiedebüts Stroheims als italienische Erstaufführung mit Live-Musik-Begleitung gezeigt. 

In diesem Beziehungsdrama – das laut Reclams Filmführer aus dem Jahr 1973 „die Frustration der Frauen durch die Ignoranz der Männer“ ins Scheinwerferlicht setzt – steht der Regisseur selbst in der Rolle des Offiziers und Frauenhelden Erich von Steuben vor der Kamera. Der Film, der dem Bergführer Sepp Innerkofler gewidmet ist, wurde in den Universal Studios vor einer Kulisse der Dolomiten von Cortina d’Ampezzo gedreht und war damals ein großer Erfolg. 
1982 erhielt das Österreichische Filmmuseum in Wien eine 35mm Positivkopie aus Nitrocellulose der deutschsprachigen Fassung, die die Originalversion um etwa 7 Minuten überschritt. Sie zeigt sowohl längere Aufnahmen der einzelnen Einstellungen als auch neue Szenen, die in der amerikanischen Version herausgeschnitten worden waren. Das Österreichische Filmmuseum hat den Film restauriert und nach dem continuity script des Originals in Farbe und Szenenlänge rekonstruiert sowie die originalen Zwischentitel der amerikanischen Version eingefügt. 


Die Neuvertonung durch das Österreichische Filmmuseum hingegen feierte ihre internationale Premiere 2022 in der Hamburger Elbphilharmonie, die dem neuen Soundtrack einen gebührenden akustischen Rahmen bot.
Nun wird der Film auch in Bozen mit Live-Musik begleitet. Hierzu äußert sich der Präsident des Südtirol Jazzfestival Alto Adige Stefan Festini Cucco: „Wir sind sehr erfreut bei der Eröffnung des BFFB mitwirken zu können und haben die Herausforderung geeignete Musik für eine live-Vertonung von Blind Husbands zu finden gerne angenommen. Der Film ist dynamisch, abwechslungsreich und mit 1 Stunde und 40 Minuten länger als ein übliches Jazz-Konzert. Für die Musikerinnen und Musiker bedeutet das viel Raum, den sie alternierend mit strukturierten und improvisierten Parts füllen werden. Durch die diesjährige Zusammenarbeit der beiden Festivals könnte durchaus ein künstlerisches Projekt entstehen, das infolge auch andernorts aufgeführt wird.“ 

Vincenzo Bugno, künstlerischer Leiter des Bolzano Film Festival Bozen, unterstreicht: „Ich stelle mir Geschichte nicht als eine unbewegliche Vergangenheit vor, sondern als eine dynamische Dimension, mit der wir in Dialog treten und die wir neu interpretieren können. Es geht um die Geschichte, aber auch die Geschichte des Kinos. Deswegen bin ich begeistert und berührt von dieser Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Filmmuseum in Wien und dem Jazzfestival Südtirol. Die Live-Musik wird uns die Gelegenheit geben, Blind Husbands mehr als ein Jahrhundert nach seiner Produktion, neu zu erleben. Sie wird  unerwartete Assoziationen und Emotionen hervorrufen, sowohl für diejenigen, die den Film bereits kennen, als auch für diejenigen, die sich diesem Stummfilmwunder zum ersten Mal nähern.“ 

Wie bereits im letzten Jahr wird das Festival mit einem Animationsfilm abgeschlossen. Das diesjährige Finale des BFFB 37 wird mit Linda veut du poulet! (Linda will Hühnchen!) von Chiara Malta und Sebastien Laudenbach gefeiert. Der Film erzählt die Geschichte der Beziehung eines achtjährigen Mädchens zu ihrer Mutter und dank eines Lieblingsgerichts – Paprikahuhn – auch zu ihrem verstorbenen Vater. Er zeigt die Welt wie sie von Kindern gesehen wird mit Humor, Sensibilität und Gedankenfreiheit. Linda veut du poulet! (Linda will Hühnchen!) gewann den Cristal für den besten Spielfilm beim Animationsfilmfestival von Annecy und den Preis für das beste Drehbuch des internationalen Spielfilmwettbewerbs des Torino Film Festivals 2023.

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