Ganz im Zeichen der Berlinale, räumt MUBI den Internationalen Filmfestspielen Berlin im Februar einen großen Raum im Programm ein und zeigt einige der ausgezeichneten Berlinale-Filme der Vorjahre: den Goldenen Bären-Gewinner DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT von Mohammad Rasoulof, den 2022 als „Bester Film“ in der Reihe Encounters ausgezeichneten Dokumentarfilm MUTZENBACHER von Ruth Beckermann, den 2022 mit dem Silbernen Bären „Preis der Jury“ ausgezeichneten ROBE OF GEMS von Natalia López sowie den Caligari-Preisträger des Jahres 2021 THE WOLF HOUSE von Crístóbal Leôn und Joaquín Cociña oder Emin Alpers A TALE OF THREE SISTERS.
Zudem startet im Februar eine Lars von Trier-Reihe. Hier macht der bisher wohl kontroverseste Film des Regisseurs, ANTICHRIST mit Charlotte Gainsbourg und Willem Dafoe, den Auftakt. Im zweiten Trier-Titel MELANCHOLIA sieht sich Kirsten Dunst auf ihrer Hochzeit mit den Folgen einer Depression konfrontiert. Dank des Valentinstags am 14. Februar gilt der zweite Monat des Jahres auch als Monat der Liebe und so streamt MUBI mit DIRTY DANCING einen Liebesfilm-Klassiker. Auch der besondere Liebesfilm zweier Frauen im 18. Jahrhundert – PORTRÄT EINER JUNGEN FRAU IN FLAMMEN von Céline Sciamma passt da gut ins Programm. Mächtig Starpower im MUBI-Programm versprechen neben den Lars von Trier-Filmen auch Titel wie Tom Hoopers THE KING’S SPEECH, SHE’S FUNNY THAT WAY von Peter Bogdanovich, Spike Lees MALCOLM X oder aber auch Michael Hanekes FUNNY GAMES mit den unvergessenen Susanne Lothar, Ulrich Mühe und Frank Giering.
Anbei erhalten Sie einen Überblick über das Line-up der Filme auf der Arthouse-Streamingplattform MUBI (www.mubi.com) im Februar 2023. Einzelne Änderungen sind vorbehalten. Insgesamt bietet die Plattform rund 1.100 sorgsam kuratierte Titel.
Das sind die Highlights:
Ab 3. Februar: DURST von Park Chan-wook (2009, Südkorea, Horror, Kultfilm). Ein katholischer Priester stirbt in Korea bei einem medizinischen Experiment erwacht aber wie durch ein Wunder wieder zum Leben – als Vampir. Der Preis für die Unsterblichkeit ist hoch: Der Diener Gottes muss jetzt nicht nur Menschen aussaugen, sondern auch gegen sinnliche Sünden ankämpfen.
Aktuell sorgt Park Chan-wook mit DECISION TO LEAVE für viel Aufsehen auf den Festivals und in den Kinosälen. In Deutschland wird der Film im Februar mit dem deutschen Titel DIE FRAU IM NEBEL ins Kino kommen. MUBI präsentiert passend dazu neben DURST, der bei den Filmfestspielen in Cannes 2009 den Jury Preis gewonnen hat, auch OLDBOY. Der zweite Teil seiner Rache-Trilogie – nach SYMPATHY FOR MR. VENGEANCE und vor LADY VENGEANCE – wird seit Dezember 2022 auf der Streaming Plattform gezeigt.
LARS VON TRIER-REIHE
Ab 5. Februar: ANTICHRIST (2009, Dänemark, Deutschland, Avantgarde, Drama). Seit seiner Weltpremiere in Cannes 2009, wo Lars von Trier die Goldene Palme erhielt und Charlotte Gainsbourg als beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde, sorgt ANTICHRIST für Kontroversen. Immer wieder wird er für seine expliziten Sex und Gewaltszenen kritisiert und gilt als Skandalfilm: Ein trauerndes Paar zieht sich in ihre einsame Hütte in den Wäldern zurück. Dort hoffen sie ihre kriselnde Ehe retten zu können. Aber die Natur verschafft sich ihr Recht, und die Situation eskaliert in einem Exzess aus Sex und Gewalt.
Ab 19. Februar: MELANCHOLIA (2011, Dänemark, Schweden, Drama). Nachdem Justine (Kirsten Dunst) zu ihrem Hochzeitsempfang im Herrenhaus ihrer Schwester (Charlotte Gainsbourg) verspätet ankommt, sieht sie sich wieder mit ihren eigenen inneren Dämonen konfrontiert. Im Laufe des Abends kämpft Justine gegen ihre wieder aufflammende Depression an, zusätzlich nehmen auch die innerfamiliären Spannungen und offen ausgetragenen Konflikte immer mehr an Fahrt auf. Gleichzeitig wird die Erde von einer bevorstehenden Kollision mit dem Planeten Melancholia bedroht.
Während MELANCHOLIA, der neben Kirsten Dunst und Charlotte Gainsbourg auch mit vielen weiteren Stars wie Charlotte Rampling, Kiefer Sutherland, Alexander und Stellan Skarsgård, John Hurt und vielen mehr hochkarätig besetzt ist und von der Filmkritik fast einvernehmlich als Meisterwerk gefeiert wurde, sorgte Regisseur Lars von Trier auf der Pressekonferenz der Weltpremiere des Films bei den Filmfestspielen in Cannes 2011 mit einer Hitler-Aussage für einen neuerlichen Skandal. In der Folge wurde der dänische Regisseur von den Festspielen ausgeschlossen. Kirsten Dunst hingegen wurde als „Beste Schauspielerin“ und der Film mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.
EMILIJA ŠKARNULYTÉ-REIHE
Die Werke der Regisseurin und Künstlerin Emilija Škarnulytė sind sowohl Dokumentarfilm als auch immersive Installation. In ihnen widmet sie sich der Erforschung der sogenannten tiefen Zeit und den unsichtbaren Strukturen, vom Kosmischen und Geologischen bis zum Ökologischen und Politischen.
Ab 6. Februar: APHOTIC ZONE (2022, Italien, Litauen, Dokumentarfilm, Kurzfilm). Die aphotische Zone ist die tiefe und dunkle Region der Ozeane, in die kaum Licht eindringt. Photosynthese ist nicht möglich, es gibt kein Algen- und Pflanzenwachstum und die meisten Tiere in diesen Regionen sind blind oder haben sich dahin entwickelt, sich selbst Licht zu spenden.
Der Kurzfilm lief 2022 beim renommierten Dokumentarfilmfestival Vision de Réel in Nyon (Schweiz).
Ab 7. Februar: BURIAL (2022, Litauen, Norwegen, Dokumentarfilm). In BURIAL geht es tief in und unter die Erde: Von den sowjetischen Ruinen des Kernkraftwerks Ignalina bis zu den antiken Gräbern der Etrusker, vom unterirdischen Kernbrennstofflager Andra in Frankreich bis zu den Atomwüsten und verlassenen Minen von New Mexico.
BURIAL lief 2022 bei der Viennale und wird in diesem Jahr beim Göteborg Film Festival zu sehen sein.
Ab 9. Februar: MUBI EXKLUSIV – A WILD PATIENCE HAS TAKEN ME HERE von Érica Sarmet (2021, Brasilien, Kurzfilm, LGBTQ+). Eine lesbische Bikerin trifft in einer Kneipe auf eine Gruppe von vier jüngeren queeren Personen, die zusammen in einer nicht-monogamen Beziehung leben. Sie lassen sich aufeinander ein und verbringen das Wochenende zusammen.
Der Kurzfilm ist eine audiovisuelle Hommage an das lesbische Kino und lief beim Sundance Filmfestival 2022. Dort wurde er mit dem „Short Film Special Jury Award – Ensemble Cast“ ausgezeichnet.
Ab 10. Febuar: FUNNY GAMES von Michael Haneke (1997, Österreich, Horror, Thriller, Kultfilm). Als das Ehepaar Anna und Georg zusammen mit ihrem Sohn Schorschi im Ferienhaus Besuch von zwei jungen Männern bekommt, denken sie sich zunächst nichts Böses. Schnell wird jedoch klar, dass die beiden nicht wirklich mit guten Absichten zu Besuch gekommen sind.
Michael Hanekes FUNNY GAME feierte 1997 Weltpremiere in Cannes. Der Film mit den unvergessenen Schauspieler:innen Ulrich Mühe, Susanne Lothar und Frank Giering hat Kultstatus erlangt und wurde zehn Jahre später von Michael Haneke selbst als amerikanisches Remake FUNNY GAMES U.S. in die Hamptons verlegt.
Ab 11. Februar: DIRTY DANCING von Emile Ardolino (1987, USA, Drama, Liebesfilm). Wir schreiben die 1960er Jahre in den USA: Die siebzehnjährige Frances, genannt „Baby“, verbringt die Ferien mit ihren Eltern und ihrer Schwester in einem Ferienressort. Dort lernt sie den aus der Unterschicht stammenden Tanzlehrer Johnny kennen. Als sie eines Abends unerlaubterweise auf eine Party der Hotelangestellten geht, öffnet sich für Baby eine neue Welt.
DIRTY DANCING zählt zu den Filmen, die sich viele Menschen wieder und wieder anschauen. Dass der Film mit dem Independent Spirit Award als „Best First Feature“ und dem Oscar für „Beste Musik – Original Soundtrack“ ausgezeichnet wurde, wissen wahrscheinlich nur wenige Fans des Tanz- und Liebesfilms mit Patrick Swayze und Jennifer Grey in den Hauptrollen sowie Kelly Bishop und Jerry Orbach als „Babys“ Eltern.
Ab 12. Februar: MALCOLM X von Spike Lee (1992, USA, Drama, Biografie, Historienfilm). MALCOLM X mit Denzel Washington in der Hauptrolle ist eine Hommage an den schwarzen Aktivisten. Während seiner Haft in den 1950er Jahren bekehrt er sich zum Islam und wird nach seiner Entlassung Anführer der Bürgerrechtsbewegung Nation of Islam bis er 1965 ermordet wurde.
Spike Lees vielbeachtetes Biopic feierte 1993 seine Weltpremiere bei der Berlinale, wo der Hauptdarsteller den Golden Bären als „Bester Darsteller“ gewann. Auch bei den Academy Awards 1993 erhielt der Film zwei Nominierungen, u.a. in der Kategorie „Best Actor Leading Role“.
Ab 14. Februar: PORTRÄT EINER JUNGEN FRAU IN FLAMMEN von Céline Sciamma (2019, Frankreich, Drama, LGBTQ+, Liebesfilm). Im Frankreich des späten 18. Jahrhunderts erhält die Malerin Marianne von einer Gräfin den Auftrag, im Geheimen das Hochzeitsporträt der Tochter Héloïse zu malen, die sich gegen ihre Vermählung sträubt. Je mehr Zeit die beiden jungen Frauen miteinander verbringen, desto stärker fühlen sie sich zueinander hingezogen.
Céline Sciammas Historiendrama, für das sie auch das Drehbuch geschrieben hat, feierte seine Weltpremiere bei den Filmfestspielen in Cannes 2019 und erhielt dort u.a. die Auszeichnung für das beste Drehbuch. Es folgten zahlreiche weitere Auszeichnung, wie u.a. der César für „Beste Kamera“
BERLINALE SPECIAL
Ab 16. Februar: MUBI EXKLUSIV – MUTZENBACHER von Ruth Beckermann (2022, Österreich, Dokumentarfilm). Ruth Beckermanns MUTZENBACHER wurde 2022 als „Bester Film“ in der Reihe „Encounters“ der Internationalen Filmfestspiele Berlin ausgezeichnet und lief auf zahlreichen Festivals u.a. in San Sebastian und dem CPH-DOX in Kopenhagen: Ein Casting mit Männern zwischen 16 und 99. Keine Ausstattung, keine Maske, nur eine Couch und ein Text, den es vorzulesen gilt. Die Herausforderung: es handelt sich um den legendären Skandalroman „Josefine Mutzenbacher oder Die Lebensgeschichte einer Wienerischen Dirne von ihr selbst erzählt“, der 1906 anonym erschienen ist. Ein Setting, das Analyse, Emotion, Reflexion und Intimität gleichermaßen zulässt und uns Einblicke in den Kosmos der Erotik und Sexualität eröffnet: innerhalb und außerhalb der Grenzen der männlichen Fantasie.
Ab 17. Februar: DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT von Mohammad Rasoulof (2020, Iran, Deutschland, Drama). Ein Film, der angesichts der aktuellen Entwicklungen im Iran an beklemmender Aktualität gewonnen hat: DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT stammt aus dem Jahr 2020. Bei seiner Weltpremiere auf der Berlinale 2020 wurde er mit dem Goldenen Bären als „Bester Film“ ausgezeichnet.
In vier lose miteinander verknüpften Episoden beleuchtet der Film von Regisseur Mohammad Rasoulof die Todesstrafe im Iran. Vier Menschen müssen sich im Iran mit der Todesstrafe auseinandersetzen, jeder auf seine Weise steht vor einer undenkbaren Wahl – Befehlen zur Vollstreckung der Todesstrafe zu folgen oder sich zu widersetzen und alles zu riskieren. Wie auch immer sie sich entscheiden, es wird ihr Leben, ihre Beziehungen und ihr Gewissen direkt oder indirekt beeinflussen.
Ab 20. Februar: MUBI EXKLUSIV – ROBE OF GEMS von Natalia López (2022, Mexiko, Argentinien, Drama). ROBE OF GEMS stellt das Schicksal von drei Frauen in den Mittelpunkt, die direkt oder indirekt mit dem lokalen Drogenhandel in Konflikt geraten. Der erste Langfilm von Regisseurin Natalia López feierte 2022 bei den Internationalen Filmfestspielen seine Weltpremiere und wurde mit dem Silbernen Bären „Preis der Jury“ ausgezeichnet.
Ab 22. Februar: MUBI EXKLUSIV – THE WOLF HOUSE von Crístóbal Leôn, Joaquín Cociña (2018, Chile, Animation). Dieser Stop-Motion Zeitraffer-Film erzählt die Geschichte von Maria, einer jungen Frau, die nach ihrer Flucht aus einer deutschen Kolonie in einem Haus in Süd Chile Zuflucht findet. Ebenfalls eine Rolle spielen drei Schweine und ein böser Wolf. Die Politparabel wurde im Rahmen der Berlinale 2018 in der Sektion „Panorama“ mit dem „Caligari Preis“ ausgezeichnet und stammt von dem Animations-Duo Crístóbal Leôn und Joaquín Cociña, deren THE BONES ebenfalls bei MUBI zu finden ist.
Ab 23. Februar: A TALE OF THREE SISTERS von Emin Alper (2019, Türkei, Deutschland, Drama). Drei Schwestern aus einem armen Dorf in Zentralanatolien werden, in der Hoffnung auf ein besseres Leben als Pflegekinder an wohlhabende Familien gegeben. Doch der Plan scheitert und nach und nach kehren die Schwestern ernüchtert wieder in das Dorf zurück, wo sie sich der Frage stellen müssen wie es denn weiter gehen soll,
In eindringlichen Bildern erzählt Regisseur Emin Alper, der selbst in den anatolischen Bergen aufgewachsen ist, von einer Gesellschaft, in der weder Frauen noch Männer eine Chance haben, den vorbestimmten Kreislauf zu durchbrechen. 2019 feierte der Film seine Weltpremiere bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin und gewann im selben Jahr den European Film Award.
Ab 18. Februar: SHE’S FUNNY THAT WAY von Peter Bogdanovich (2014, USA, Drama). Als ein etablierter Broadway-Regisseur sein Callgirl Izzy für die Hauptrolle in seinem neuen Stück an der Seite seiner Frau und ihres Ex-Geliebten engagiert, kommt es zu einem verrückten Liebeswirrwarr. Und dann kommt auch noch Izzys Therapeutin Jane mit ins Spiel, so dass es bald noch komplizierter wird…
Weltpremiere feierte der Film, der mit Owen Wilson, Jennifer Aniston, Imogen Poots und Rhys Ifans prominent besetzt ist, 2014 in Venedig und war nach über zehn Jahren das Comeback von Peter Bogdanovich als Kinoregisseur.
Ab 26. Februar: THE KING’S SPEECH – DIE REDE DES KÖNIGS von Tom Hooper (2010, Großbritannien, USA, Drama, Biografie, Historienfilm). Als Sohn des britischen Königs George V. gehört es zu Berties Pflichten, öffentlich zu sprechen. Für den zurückhaltend-besonnenen Mann eine Qual, denn seit seiner Jugend leidet er an einem schweren Stottern. Dann wird er 1936 unerwartet zu Englands neuem König. Mit Hilfe eines einfühlsamen Therapeuten überwindet König Georg VI. sein Stottern.
THE KING’S SPEECH feierte 2011 Deutschlandpremiere im Rahmen der Berlinale und wurde bei den Academy Awards mit insgesamt vier Oscars ausgezeichnet: „Bester Film“, „Beste Regie“, „Bestes Original Drehbuch“ sowie „Bester Darsteller“ für Colin Firth und seine Rolle als König Georg VI.
Ab 28. Februar: DIE WERCKMEISTERSCHEN HARMONIEN von Ágnes Hranitzky und Béla Tarr (2000, Ungarn, Italien, Drama, Mystery). In einer Kleinstadt in der ungarischen Tiefebene macht ein Zirkus Halt. Die Attraktion ist ein riesiger ausgestopfter Wal. Aus dem ganzen Land reisen Menschen an, um das tote Tier zu sehen.
Gedreht wurde – typisch für Béla Tarrs Stil – komplett in Schwarz-Weiß. Weltpremiere feierte der Film, in dem neben Hauptdarsteller Lars Rudolph auch Hanna Schygulla und Peter Fitz zu sehen sind, im Rahmen der „Directors‘ Fortnight“ in Cannes 2000 und lief auch bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin 2001.
Bild: Courtesy MUBI