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„Ein unerschütterliches Bekenntnis zu demokratischen Werten“

Heute Abend ging das 20. M100 Sanssouci Colloquium mit der Verleihung des M100 Media Award im Orangerieschloss Sanssouci in Potsdam zu Ende. Die hochkarätige, europäische Auszeichnung ging an Dr. Vjosa Osmani-Sadriu, Präsidentin der Republik Kosovo, und an Donald Tusk, Ministerpräsident der Republik Polen. Mit dem Preis werden sie als unverzichtbare Stimmen für die demokratische freie Gesellschaft in Europa und als Wegbereiter für ein modernes, stabiles Europa ausgezeichnet. Für Donald Tusk, der nicht persönlich kommen konnte, nahm stellvertretend Prof. Adam Bodnar, Justizminister der Republik Polen an der Verleihung teil. Die Fernsehjournalistin Astrid Frohloff führte durch den Abend.
 
Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert wies in seiner Begrüßung vor rund 200 geladenen internationalen Gästen noch einmal auf den großen Beitrag für uns alle hin, den die Preisträger durch ihren Einsatz für Demokratie zwar vornehmlich in ihren eigenen Ländern, aber letztlich für alle Bürger Europas leisten: „Jeder, der für Freiheit und Demokratie kämpft, kämpft nie für sich allein. Er kämpft immer für uns alle.“ Er erinnerte einerseits an das Superwahljahr 2024 „in dem 3,6 Milliarden Menschen aufgerufen sind, ihre Stimme abzugeben – so viele wie noch nie“ und mahnte: „Unsere Länder haben die Diktaturen überwunden. Umso mehr schmerzt es, wenn wir nach Russland blicken. Alexei Nawalny, der mit unverwüstlichem Mut gegen das autoritäre Regime Putins gekämpft hat, hat für diesen Kampf mit dem Leben bezahlt. Vor drei Jahren haben wir ihn mit dem M100 Media Award ausgezeichnet.“
 
Die Laudationes auf die Preisträgerin und den Preisträger hielten der ehemalige Verteidigungsminister und SPD-Vorsitzender Rudolf Scharping und ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck.
 
Rudolf Scharping betonte in seiner Rede das „unerschütterliche Engagement Vjosa Osmani-Sadrius für Freiheit und Demokratie, für Menschenrechte und für Rechtsstaatlichkeit“. Der politische Weg von Präsidentin Osmani sei ein Beispiel für die Stärke und den Geist der Menschen im Kosovo. „Sie verkörpert die Widerstandsfähigkeit eines Volkes, das sich aus der Asche des Krieges erhebt; sie verkörpert, dass Wahrheit und Gerechtigkeit immer den Weg weisen; und sie verkörpert den Mut, sich über Konventionen hinwegzusetzen. Ihr Engagement für die euro-atlantischen Werte ist ein aufrichtiges Versprechen an die Bürger, denen sie dient – ein Versprechen, dass ihre Stimmen gehört, ihre Rechte geschützt und ihre Zukunft gesichert werden.“
 
Dr. Vjosa Osmani-Sadriu, die eigens aus dem Kosovo angereist war, nutzte ihre Dankesrede, um den inzwischen über 50.000 deutschen Soldaten zu danken, die im Kosovo seit nunmehr 25 Jahren Dienst getan haben, darunter, wie sie betonte, auch Mike Schubert, inzwischen Oberbürgermeister Potsdams. „Die Bundeswehr hat im Kosovo dafür gesorgt, dass mein Land eine Chance auf Frieden bekam, vom Apartheidsregime Slobodan Miloševićs befreit wurde, der einen genozidalen Krieg gegen den Kosovo führte, und dass der Kosovo sich frei und demokratisch entwickeln kann.“ Weiter sagte sie: „Unsere Ambition ist es, in die EU und die Nato einzutreten. Die Integration in starke Bündnisse würde uns und dem Land sehr helfen, aber wir können auch viel zurückgeben.“

Sie dankte auch Ministerpräsident Donald Tusk, der ebenfalls ausgezeichnet wurde: „Polen und der Kosovo durchlitten beide eine schmerzhafte Vergangenheit, die sich in beispiellose Widerstandsfähigkeit und einem unerschütterlichen Bekenntnis zu demokratischen Werten verwandelt hat. Dies sind Geschichten, die wir immer wieder mit der Welt teilen müssen, denn der Erfolg der Demokratie irgendwo auf der Welt ist das Versagen von Tyrannei und Autokratie anderswo.“
 
Joachim Gauck unterstrich in seiner Laudatio auf Donald Tusk dessen Wahlsieg, den er gegen massiven autokratischen Widerstand errungenen hat: „Dem autokratischen Lager konnte die Macht mit demokratischen Mitteln wieder genommen werden. Dieser Sieg ist von Bedeutung weit über Polen hinaus. Denn er zeigt: Es ist nicht zwangsläufig, dass populistische, fremdenfeindliche, antieuropäische Kräfte aus der Angst und Verunsicherung von Menschen dauerhaft Kapital schlagen. Er zeigt: Demokraten vermögen Mehrheiten zu organisieren, wenn sie den Bedürfnissen der Menschen nach Freiheit und nach Sicherheit Rechnung tragen (….). Wünschen wir ihm in dieser für Polen so schwierigen Phase weiterhin viel Glück!“
 
Prof. Adam Bodnar bedankte sich zunächst ausführlich im Namen Donald Tusks für den Preis und erinnerte an die Rolle Polens bei der Überwindung des Eisernen Vorhangs: „Vor 35 Jahren hielt Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki nach den ersten freien Wahlen seine Antrittsrede vor dem Parlament. Polen löste damals eine Revolution in ganz Mittel- und Osteuropa aus, und bald darauf begannen auch die Menschen aus Ostdeutschland ihren Exodus in den Westen. Wenige Wochen später fiel die Berliner Mauer.“ Er erinnerte aber auch an die Zeit vor der Wiederwahl Donald Tusks: „Zwischen 2015 und 2023 kam es zu einer tiefgreifenden Erosion grundlegender Garantien der Rechtsstaatlichkeit und der Unabhängigkeit der Justiz. Nur dank der unermüdlichen Anstrengungen der polnischen Bürger, des unerschütterlichen Engagements der Zivilgesellschaft, der mutigen Haltung unserer Richter und Staatsanwälte und schließlich der loyalen Zusammenarbeit der Oppositionsparteien konnte Polen seine Demokratie zurückgewinnen. Das Datum des 15. Oktober 2023 ist nun neben dem entscheidenden Datum des 4. Juni 1989 in die Annalen unserer politischen Geschichte eingraviert (…). Nach diesen acht schmerzvollen Jahren ist uns klarer denn je bewusst, dass die Demokratie fragil ist. Sie ist nicht selbstverständlich. Sie erfordert ständige Wachsamkeit und Verteidigung.“

Das tagsüber stattfindende M100 Sanssouci Colloquium stand in diesem Jahr unter dem Titel: „Democracy under Attack. Disinformation Campaigns, AI and the Role of the Media in the 2024 Super Election Year“. Im Superwahljahr 2024 diskutierten rund 80 internationale ChefredakteurInnen, WissenschaftlerInnen und VertreterInnen aus Politik und Zivilgesellschaft über die Auswirkungen von Desinformation, der Wehrhaftigkeit Europas, der transatlantischen Partnerschaft, den Zustand der Demokratie, Chancen und Gefahren durch Künstliche Intelligenz und die Rolle und Aufgaben von Journalisten in einer komplexen und kompliziert werdenden Welt. Anna Wieslander, Direktorin für Nordeuropa beim Atlantic Council eröffnete die Gesprächsrunde an der langen Tafel in der Orangerie Sanssouci. Sie sprach in ihrer Eröffnungsrede über Russland als systemische Gefahr auf das Europa mit gänzlich neuen Rezepten für die Erhaltung von Frieden und Wohlstand antworten müsse. 
 
Am Nachmittag waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einem Special Talk geladen. In Kooperation mit Politico diskutierten zwei Tage nach dem TV-Duell der beiden Präsidentschaftskandidaten in den USA Adam Jasser (Deputy Director for News, TVP World, Polen), Tanit Koch (Journalistin, Focus, Deutschland), Jakob Hanke Vela (Senior Correspondent, POLITICO) und Olga Rudenko (Chefredakteurin The Kyiv Independent, Ukraine). Moderiert wurde das Gespräch von Jürgen Klöckner (Head of Pros und Senior Politik Reporter, POLITICO Germany).

Der M100 Media Award wird seit 2005 im Rahmen der internationalen Medienkonferenz M100 Sanssouci Colloquium vergeben. Bisher ausgezeichnet wurden u.a. Lord Norman FosterBernard KouchnerBob GeldofIngrid BetancourtHans-Dietrich GenscherKurt WestergaardVitali KlitschkoCharlie Hebdo, Roberto Saviano, Natalia Sindeeva, Nicola Sturgeon, Alexei Nawalny und das ukrainische Volk, Shima Babaei für die iranische „Women, Life, Freedom“-Bewegung.

M100 Media Award 2024 an Vjosa Osmani-Sadriu und Donald Tusk

Dr. Vjosa Osmani-Sadriu, Präsidentin der Republik Kosovo, und Donald Tusk, Ministerpräsident von Polen, werden am 12. September ab 19.00 Uhr in der Orangerie im Park Sanssouci in Potsdam mit dem M100 Media Award ausgezeichnet. Die politische Hauptrede hält Bundeskanzler Olaf Scholz.
Durch die Preisverleihung führt die Journalistin und TV-Moderatorin Astrid Frohloff.

Vjosa Osmani-Sadriu und Donald Tusk sind in unserer herausfordernden Zeit unverzichtbare Stimmen für unsere demokratische freie Gesellschaft“, so Mike Schubert, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam und Vorsitzender des M100-Beirats zur Entscheidung der Beiratsmitglieder. Sie sind Wegbereiter für ein modernes, stabiles Europa. Vjosa Osmani hat sich mit Entschlossenheit und Weitsicht für die junge Demokratie in einer Region eingesetzt, die lange von Konflikten geprägt war, und gezeigt, wie wichtig der Schutz von Freiheit und Gerechtigkeit ist. Donald Tusk steht für einen unermüdlichen Kampf gegen Autokratie und dafür, dass demokratische Werte nicht verhandelbar sind. Beide – Vjosa Osmani-Sadriu und Donald Tusk – stellen die Menschenrechte und demokratischen Prinzipien in den Mittelpunkt ihres Handelns. Gerade jetzt sind ihre Stimmen von unschätzbarem Wert – für ihre Länder und für den ganzen Kontinent. Beide sind nicht nur überzeugte Europäer, sondern vor allem überzeugende. Ihr Wirken setzt Maßstäbe und inspiriert.“

Dr. Vjosa Osmani-Sadriu wurde im April 2021 zur Präsidentin der Republik Kosovo gewählt. Die 42-Jährige ist promovierte Juristin und die zweite Frau an der Spitze des Landes, das vor 16 Jahren seine Unabhängigkeit erklärt hat. Da Serbien die Unabhängigkeit des Kosovo nicht anerkennt, führen die beiden Länder einen von der EU geförderten und von den USA unterstützten Dialog zur Normalisierung der Beziehungen. Osmani-Sadriu hat den Kosovo-Krieg 1998/1999 als Teenager hautnah miterlebt. Zehn Jahre später vertrat die junge Juristin, die an der Universität Pittsburgh in internationalem Recht promovierte, ihr Land erfolgreich vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag, der schließlich bestätigte, dass die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo nicht gegen internationales Recht verstoßen habe. Seit Beginn ihrer politischen Karriere hat sich Osmani-Sadriu unermüdlich für Reformen, die Stärkung der Demokratie, einen pro-europäischen Kurs, die Bekämpfung der Korruption sowie die Gleichberechtigung und die Rechte der Frauen in ihrem Land und darüber hinaus eingesetzt. Präsidentin Osmani setzt sich für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie für die Integration der Republik Kosovo in die euro-atlantischen Strukturen ein. Trotz aller Bedrohungen und Hindernisse sendet Präsidentin Osmani unbeirrt ein starkes pro-europäisches Signal, dass Demokratie und Freiheit als wesentliche Errungenschaften verteidigt werden müssen. Im Jahr 2024 wurde Präsidentin Osmani von der Coudenhove-Kalergi-Gesellschaft für ihre kontinuierlichen Bemühungen um die Förderung und Verteidigung der euro-atlantischen Werte mit dem Europapreis  ausgezeichnet.

Donald Tusk ist seit 2023 polnischer Ministerpräsident. In einem mitreißenden, auf Gemeinsamkeiten statt auf Spaltung setzenden Wahlkampf ist es ihm mit seiner pro-europäischen Partei Platforma Obywatelska (PO) gelungen, das von 2015 bis 2023 von der PIS-Partei fast autokratisch geführte Land wieder in Richtung einer Demokratie mit einer funktionierenden Pressefreiheit zu lenken. Damit steht er wie wenige andere politische Persönlichkeiten für die Erfolgsgeschichte des europäischen Einigungs- und Erweiterungsprozesses, für die Erfolgsgeschichte Polens in den letzten zwanzig Jahren, für die Wiederherstellung von Rechtsstaatlichkeit und demokratischer Werte in Polen und für die Wiederbelebung der engen trilateralen Zusammenarbeit im Rahmen des Weimarer Dreiecks mit Frankreich. 
Tusk war von 2014 bis 2019 Präsident des Europäischen Rates und von 2007 bis 2014 Ministerpräsident der Republik Polen. Von 2019 bis 2022 war er Vorsitzender der Europäischen Volkspartei. Am 13. Dezember 2023 übernahm er erneut das Amt des polnischen Ministerpräsidenten. Der 67-Jährige ist einer der stabilsten Unterstützer der Ukraine. Im Jahr 2022 hielt er bei der Verleihung des M100 Media Award an das ukrainische Volk eine der beiden Laudationes. Stellvertretend entgegengenommen wurde die Auszeichnung von Dr. Wladimir Klitschko. 

Der M100 Media Award wird auf www.m100potsdam.org ab 19.00 Uhr live gestreamt.

Der undotierte Preis wird seit 2005 im Rahmen der internationalen Medienkonferenz M100 Sanssouci Colloquium vergeben. Zu den Preisträgern der letzten Jahre gehören u.a. Alexei Nawalny (2021), das ukrainische Volk (2022) und die Women, Life, Freedom-Bewegung im Iran (2023).

Pressefotos zum Download hier.

M100 SANSSOUCI COLLOQUIUM (12. September, 9.30 – 18.30 Uhr)
Beim zuvor tagsüber stattfindenden M100 Sanssouci Colloquium „Democracy under Attack. Disinformation Campaigns, AI and the Role of the Media in the 2024 Super Election Year“ diskutieren im Superwahljahr 2024 rund 80 internationale ChefredakteurInnen, WissenschaftlerInnen und VertreterInnen aus Politik und Zivilgesellschaft über die Auswirkungen von Desinformation, die Wehrhaftigkeit Europas, die transatlantische Partnerschaft, den Zustand der Demokratie, Chancen und Gefahren durch Künstliche Intelligenz und die Rolle und Aufgaben von Journalisten in einer komplexer und komplizierter werdenden Welt.

Von 17.30 – 18.30 Uhr findet in Kooperation mit POLITICO ein live gestreamter Special Talk statt. Unter dem Titel „Europa im Schatten der US-Wahl“ diskutieren u.a. Adam Jasser (Stellv. Nachrichtenredakteur, TVP World, Polen), Tanit Koch (Journalistin, The New European, Deutschland), Jonathan Martin (Politik-Büroleiter und leitender politischer Kolumnist POLITICO, USA) und Olga Rudenko (Chefredakteurin The Kyiv Independent, Ukraine), was ein möglicher Präsident Donald Trump oder eine mögliche Präsidentin Kamala Harris für Europa und die Ukraine bedeuten. Es moderiert Gordon Repinski (Executive Editor POLITICO in Germany).

Eine Übersicht aller TeilnehmerInnen finden Sie hier.
Die Agenda finden Sie hier.

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www.m100potsdam.org