23. November 2022
MUBI im Dezember 2022: Die Highlights des Programms
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Im Dezember besinnt sich MUBI auf das bevorstehende Fest der Liebe und nähert sich diesem großen Gefühl in ganz unterschiedlichen Genres und Formen: In PETITE MAMAN von Céline Sciamma geht es u.a. um die Liebe zu einer weitgehend abwesenden Mutter, in HAUS OHNE DACH um die Dinge, die man aus Liebe zu der verstorbenen Mutter noch bereit ist auf sich zu nehmen, in RAFIKI finden zwei junge kenianische Frauen zueinander und in TWO LOVERS beflügelt die Liebe und bringt neuen Lebensmut. Dass Liebe sogar die beruflichen Blickwinkel zu verrücken vermag, erfährt Hanns Zischler in BERLIN CHAMISSOPLATZ, wie sehr „sich verlieben“ einem den Kopf verdrehen kann, zeigt sich dagegen in BUNGALOW. Eher um körperliche Lust geht es in den Filmen der für lange Zeit unter einem männlichen Pseudonym agierenden japanischen Softporno-Produzentin, Keiko Sato, der ein Double Bill gewidmet ist. Auch in SPRING BREAKERS dominiert das fleischliche Begehren, in THAT KIND OF SUMMER von Denis Côté erleben drei hypersexuelle Frauen die unterschiedlichen Formen des sexuellen Verlangens, in BLANK NARCISSUS trauert ein alternder Porno-Regisseur seiner einstigen Jugendliebe nach, während sich in MEIN BRUDER HEISST ROBERT UND IST EIN IDIOT eine eher verstörende Form der Zwillings-Geschwisterliebe entfaltet.
Anbei erhalten Sie einen Überblick über das Line-up der Filme auf der Arthouse-Streamingplattform MUBI (www.mubi.com) im Dezember 2022. Einzelne Änderungen sind vorbehalten. Insgesamt bietet die Plattform rund 1.100 sorgsam kuratierte Titel.
Das sind die Highlights:
Ab 1. Dezember: MUBI EXKLUSIV – THAT KIND OF SUMMER von Denis Côté (2022, Kanada, Drama).
2022 feierte THAT KIND OF SUMMER Weltpremiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin. Drei hypersexuelle Frauen verbringen 26 Tage gemeinsam in einem ruhigen Haus am See. Sie sind freiwillig hier, betreut von einem Sozialarbeiter und einer Therapeutin. Die Überschrift des Experiments lautet „Hypersexualität ist keine Krankheit“ und ist gar nicht auf Heilung angelegt, sondern will die offene Erkundung und Reflexion von Begehrenserfahrungen ermöglichen.
Ab 2. Dezember: HAUS OHNE DACH von Soleen Yusef (2016, Deutschland, Irak, Drama).
Drei im kurdischen Irak geborene und in Deutschland aufgewachsene Geschwister reisen nach vielen Jahren das erste Mal zurück in die alte Heimat, um ihrer verstorbenen Mutter den letzten Wunsch zu erfüllen. Diese wünschte sich neben ihrem im Krieg unter Saddam Husseins Regime getöteten Mann in ihrem Heimatdorf beerdigt zu werden. Auf ihrer Reise sehen sich die Geschwister mit dem Widerstand der restlichen Verwandten konfrontiert und erkennen, dass sie sich untereinander und von ihrem einstigen Heimatland entfremdet haben.
Die deutsch-kurdische Regisseurin Soleen Yusef wurde für HAUS OHNE DACH beim Filmfest in Bratislava als „Beste Regisseurin“ ausgezeichnet. Zudem erhielt das Spielfilmdebüt beim Filmfest in München 2016, wo Weltpremiere gefeiert wurde, die Auszeichnung als „Beste Produktion“ und 2017 beim Filmfest in Montréal den „Grand Prix Special Amérique“.
Ab 5. Dezember: BERLIN CHAMISSOPLATZ von Rudolf Thome (1980, Deutschland, Drama, Komödie. Liebesfilm).
Ein älterer Architekt bekommt den Auftrag, ein besetztes Haus im Berliner Stadtteil Kreuzberg zu sanieren. Dann aber lernt er eine Studentin kennen, die sich mit einer Bürgerinitiative dafür einsetzt, das Wohngebiet am Chamissoplatz zu erhalten. Er verliebt sich in die junge Frau… Die Rolle des Architekten Martin spielt Hanns Zischler. Die Uraufführung feierte BERLIN CHAMISSOPLATZ bei den Hofer Filmtagen 1980 und wurde 1982 mit dem Gilde Filmpreis in Silber ausgezeichnet.
Ab 7. Dezember: MUBI EXKLUSIV – BLANK NARCISSUS (PASSION OF THE SWAMP) von Peter Strickland (2022, Großbritannien, Australien, Kurzfilm, LGBTQ+, Avantgarde).
Ein alternder Pornoregisseur spricht den Audio-Kommentar für die DVD-Veröffentlichung seines 1972 entstandenen 16mm-Underground-Pornos ein. Während der schöne Held im Film eine Reihe erotischer Träumereien durchlebt, beklagt der Regisseur seine verlorene Liebesaffäre mit seinem einstigen Protagonisten.
Ab 8. Dezember: RAFIKI von Wanuri Kahiu (2018, Kenia, Südafrika, Drama, Liebesfilm, LGBTQ+).
RAFIKI bedeutet übersetzt „Freundin“. Und so erzählt Regisseurin Wanuri Kahiu die Geschichte von zwei jungen Frauen, die allen politischen Rivalitäten und Widerständen ihrer Familien zum Trotz fest an ihrer Freundschaft festhalten und sich gegenseitig dabei unterstützen, ihre Träume in einer konservativen Gesellschaft zu verwirklichen. Als aus der Freundschaft allmählich eine Liebesbeziehung wird, müssen sich die beiden Mädchen zwischen Glück und Sicherheit entscheiden.
2018 war RAFIKI der erste kenianische Film, der seine Weltpremiere in der Reihe „Un certain regard“ der Filmfestspiele von Cannes feierte. Von dort startete eine bemerkenswerte Filmfestival-Welt-Tour mit Stationen u.a. in Toronto, Sao Paulo, Sydney, Philadelphia, Thessaloniki, Göteborg, Zürich, Tallinn, Karlovy Vary, London uvm.
In Kenia trug der Film zum Diskurs über Homosexualität bei und war in insgesamt zehn Kategorien der African Movie Academy Awards nominiert und gewann den „Ousmane Sembene Award for Best Film in African Language“.
KEIKO SATO: PINKU MAVERICK Double Bill
Keiko Sato, die heutige Präsidentin der japanischen Produktionsfirma Kokuei, war jahrelang unter dem männlichen Pseudonym Asakura Daisuke in der männerdominierten Industrie des „pinku eiga“ (Pink Film) tätig. Als Pink Film wiederum werden in Japan unabhängige, mit geringem Budget produzierte, softpornografische Kinofilme bezeichnet, die seit den frühen 1960er-Jahren bis heute hergestellt werden und neben Sex- oder Nacktszenen oft recht experimentelle Handlungen beinhalten.
Keiko Sato veröffentlichte die Filme laut eigener Aussage unter Pseudonym, weil sie nicht gewollt habe, dass einer ihrer Lehrer ihren Namen im Abspann finde, falls er die Filme schauen sollte.
Ab 12. Dezember: WOMEN HELL SONG von Mamoru Watanabe (1970, Japan, Drama).
Die umherstreifende Gesetzlose Okayo wird wegen ihrer Tätowierung auf dem Rücken, dem Bild der gleichnamigen buddhistischen Schutzgottheit der Künste und der Weiblichkeit, auch Benten genannt. Benten ist auf der Flucht vor ihren Verfolgern, die sie vor drei Jahren vergewaltigt haben und töten wollten. Jetzt will sie sich für das ihr zugeführte Leid rächen. Gleichzeitig ist sie auf der Suche nach ihrem unbekannten Retter, der ihr damals half, sich aus ihrer ausweglosen Lage zu befreien.
Ab 12. Dezember: INFLATABLE SEX DOLL OF THE WASTELAND von Atsushi Yamatoya (1967, Japan, Krimi, Drama).
Ein Privatdetektiv wird beauftragt, eine Frau zu finden, die offenbar in einem Snuff-Film ermordet wurde. Es stellt sich heraus, dass die Frau nicht tot, sondern sehr lebendig ist. Er verstrickt sich in eine heiße Affäre, die ihn zunehmend an seinem Realitätssinn zweifeln lässt
Ab 15. Dezember: BUNGALOW von Ulrich Köhler (2022, Deutschland, Drama).
Auf dem Rückweg vom Manöver zur Kaserne bleibt der neunzehnjährige Bundeswehr Rekrut Paul unbemerkt an einer Raststätte zurück. Paul verdrückt sich daraufhin in den elterlichen Bungalow, wo er sich vor den Feldjägern versteckt, seinem älteren Bruder Max auf die Nerven geht und sich in dessen dänische Freundin Lene verliebt.
Weltpremiere feierte das Debüt von Regisseur Ulrich Köhler bei den Filmfestspielen von Berlin. Ulrich Köhler gehört mit Filmen wie AM MONTAG KOMMEN DIE FENSTER, SCHLAFKRANKHEIT oder IN MY ROOM zu den Regisseuren der Berliner Schule.
Ab 18. Dezember: SPRING BREAKERS von Harmony Korine (2012, USA, Frankreich, Komödie, Krimi, Drama).
Vier Kindheitsfreundinnen landen im Gefängnis, nachdem sie ein Restaurant ausgeraubt haben, um ihre Spring-Break-Ferien zu finanzieren. Bei einer wilden Drogenparty werden sie schließlich gefasst. Ihre Kaution zahlt ein mit Drogen dealender Rapper (James Franco), der ihnen die aufregendste Zeit ihres Lebens verspricht. Doch schnell müssen sie erkennen, alles hat seinen Preis…
Weltpremiere feierte der mit James Franco, Vanessa Hudgens, Selena Gomez, Ashley Bensom und Rachel Korine prominent besetzte Film 2012 bei den Filmfestspielen von Venedig, wo er die Sonderauszeichnung „Future Film Festival Digital Award“ erhielt. Es folgten Nominierungen u.a. bei den Independent Spirit Awards und vielbeachtete Festival Einsätze u.a. in Toronto oder Rotterdam.
Ab 20. Dezember: DER UNHOLD von Volker Schlöndorff (Deutschland, Frankreich, Drama, Historienfilm, Kriegsfilm).
Der einfältige, aber kinderliebende Franzose Abel (John Malkovich) wird als Kriegsgefangener nach Hitler-Deutschland verschleppt. Dort arbeitet er an einer Militärschule, wo Jungen zu ideologischem Kanonenfutter herangezüchtet werden. Erst als russische Panzer anrollen, wird Abel der Schrecken bewusst.
In der Hauptrolle brilliert John Malkovich, an seiner Seite sind u.a. Gottfried John und Marianne Sägebrecht zu sehen. Bei den Filmfestspielen von Venedig feierte Volker Schlöndorffs Antikriegsfilm 1996 Weltpremiere und erhielt den „UNICEF Award“, es folgten weitere Festivalstationen u.a. in Toronto und der Berlinale.
Ab 21. Dezember: MUBI EXKLUSIV – A SHORT STORY von Bi Gan (2022, China, Kurzfilm, Abenteuerfilm, Fantasy).
Ursprünglich war A SHORT STORY als Werbefilm für Katzenfutter gedacht. Doch dann feierte der geniale Kurzfilm bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes seine Weltpremiere.
Es folgten weitere Festival-Stationen u.a. in San Sebastian, New York und Ghent. Erzählt wird die magische Geschichte einer Katze in einem langen Trenchcoat.
Ab 23. Dezember: TWO LOVERS von James Gray (2008, USA, Drama, Liebesfilm).
Das Leben eines depressiven jungen Mannes (Joaquin Phoenix) ändert sich, nachdem er nach einem missglückten Suizidversuch wieder bei seinen Eltern einzieht. Zwei Frauen kommen ins Spiel: die reizende Tochter eines engen Familienfreunds und eine schöne Nachbarin, deren glühendes Verlangen ihn seine verlorene Lebenslust wiederfinden lässt.
Die Weltpremiere in Cannes feierte Regisseur James Gray 2008 gemeinsam mit seinen Stars Joaquin Phoenix, Gwyneth Paltrow und Vanessa Shaw.
Ab 25. Dezember: MUBI EXKLUSIV – PETITE MAMAN von Céline Sciamma (2021, Frankreich, Drama, Fantasy).
Nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter trifft die achtjährige Nelly im Wald auf ein seltsam vertrautes, gleichaltriges Mädchen. Sofort entwickelt sich eine Freundschaft und Nelly begibt sich auf eine fantastische Entdeckungsreise, die ihr hilft, mit ihrem Verlust fertig zu werden.
PETITE MAMAN ist der fünfte Spielfilm von Regisseurin Céline Sciamma, der 2021 bei den Berliner Filmfestspielen seine Weltpremiere feierte, bei den Independent Spirit Awards u.a. als „Bester Internationaler Film“ nominiert war und auch in Toronto und San Sebastián bei den Filmfestivals für Aufsehen sorgte.
Ab 28. Dezember: MEIN BRUDER HEISST ROBERT UND IST EIN IDIOT von Philip Gröning (2018, Deutschland, Frankreich, Drama).
Im Mittelpunkt von Philip Grönings Film, zu dem er auch das Drehbuch schrieb, stehen ein Bruder und eine Schwester, Robert und Elena, 19-jährige Zwillinge, die ein Sommerwochenende an einer Tankstelle auf dem Land verbringen, um für Elenas Abschlussprüfung in Philosophie zu büffeln. Bei den Internationalen Filmfestspielen von Berlin im Jahr 2018 feierte der Film Weltpremiere und sorgte für Gesprächsstoff.
Ab 29. Dezember: ANOTHER WORLD von Stéphane Brizé (2021, Frankreich, Drama).
Nach DER WERT DES MENSCHEN (2015) und STREIK (2018) folgt mit ANOTHER WORLD der Abschluss der antikapitalistischen Trilogie von Stéphane Brizé, der 2021 in Venedig seine Weltpremiere feierte. Ein weiteres Mal hat Brizé den Schauspieler Vincent Lindon für die männliche Hauptrolle besetzt:
Philippe (Vincent Lindon) hat sein Leben der regionalen Fabrik eines multinationalen Unternehmens gewidmet, aber zu einem hohen persönlichen Preis: Er und seine Partnerin Anne trennen sich, zu seinem Sohn pflegt er eine schwierige Beziehung. Als Philippe unter Druck gesetzt wird, eine weitere Entlassungsrunde einzuleiten, gerät er in eine Gewissenskrise.
Ab 30. Dezember: OLDBOY von Park Chan-wook (2003, Südkorea, Drama, Thriller, Mystery, Action).
OLDBOY ist nach SYMPATHY FOR MR. VENGEANCE und vor LADY VENGEANCE der zweite Teil von Park Chan-wooks Rache-Trilogie. In Cannes wurde der Film bei seiner Weltpremiere mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet: Oh Dae-su, ein unscheinbarer Geschäftsmann, der mit seiner Frau und seiner Tochter lebt, wird eines Tages entführt und wacht eingesperrt in einem Ein-Zimmer-Apartment auf, aus dem er 15 Jahre lang nicht entfliehen kann.
Bild: Courtesy MUBI