10. Dezember 2019
Freiwillige Selbstverpflichtung zur nachhaltigen Filmproduktion
News
Der Produzentenverband, kreatives und wirtschaftliches Netzwerk von mehr als 100 unabhängigen Filmproduzent*innen in Deutschland, nimmt sich der Thematik „nachhaltige Filmproduktion“ als eine der Kernaufgaben des Verbandes an.
Mitglieder des Verbands haben deshalb eine „Freiwillige Selbstverpflichtung zur nachhaltigen Filmproduktion durch Vermeidung, Reduktion und Kompensation“ mit proaktiven Maßnahmen verfasst.
Ziel ist es, möglichst viele Unterzeichner*innen unter den Mitgliedern zu gewinnen, die sich freiwillig und eigeninitiativ zu den Regeln der Selbstverpflichtung bekennen. Die Selbstverpflichtung ist jedoch ausdrücklich nicht nur Verbandsmitgliedern vorbehalten, sondern will department- und branchenübergreifend Unterzeichner*innen, Mitstreiter*innen und Unterstützer*innen finden.
„Mit der Selbstverpflichtung wollen wir und andere Unterzeichner*innen nicht nur unser Bekenntnis zu einer emissionsarmen und klimaneutralen Filmproduktion manifestieren, wir wollen auch ganz konkret etwas dafür leisten: klar formulierte, wirksame Einzelmaßnahmen, die für die Filmproduktion aus heutiger Sicht durchaus einschneidend erscheinen, aber mit Übung, Unterstützung und einem mitwirkenden Umfeld bald selbstverständlich von der Hand gehen werden. Wir versuchen, die Klimaneutralität unserer Produktionen in erster Linie durch Vermeidung und Reduktion zu erreichen. Soweit sich Emissionen aber nicht verhindern lassen, werden sie kompensiert“, erklären Nicole Gerhards (Niko Film) und Karsten Stöter (Rohfilm Factory) die die Freiwillige Selbstverpflichtung gemeinsam initiiert und verfasst haben.
So umfassen die formulierten Maßnahmen beispielweise den Bereich Transport. Flüge werden nur dann genutzt, wenn nicht vermeidbar und die Reisezeit per Bahn 6 Stunden übersteigen würde. Die Reisezeit für Schauspieler*innen und Teammitglieder soll in der Disposition nach Möglichkeit entsprechend berücksichtigt werden. Für alle dennoch gebuchten Flüge verpflichten sich die Unterzeichner*innen zu einer CO2 Kompensation. Auch beim Equipment, der eingesetzten Technologie und den Materialien setzen die Unterzeichner*innen auf die jeweils verfügbare umweltfreundlichste Variante. Das Catering wird ausschließlich regionale und saisonale Produkte nutzen und soll weitgehend auf Fleisch verzichten. Selbstverständlich ist auch die Plastik- und Abfallvermeidung.
Die Unterzeichner*innen sehen Kommunikation und Transparenz als Kernelemente zum Erreichen dieser Ziele. Sämtliche Teammitglieder sollen in den Prozess der Einhaltung der Selbstverpflichtung eingebunden werden. Die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen wird von den Unterzeichner*innen kontinuierlich dokumentiert, um Erfahrungen und den Umgang mit Hindernissen und Problemen offen und transparent zu teilen. Der Austausch der Unterzeichner*innen untereinander sowie Aufklärung und Weiterbildung stellen wichtige Säulen des Gesamtkonzepts rund um die Selbstverpflichtung dar.
Mit der Selbstverpflichtung gehen Forderungen an Politik und Branche einher. „Ausdrücklich appellieren wir als Erstunterzeichner*innen an alle Teammitglieder, Schauspieler*innen und Branchenteilnehmer*innen, sich unseren klimaschützenden Zielen anzuschließen, und an die Politik, Förderinstitutionen und TV Sender, diese Maßnahmen auch finanziell zu fördern. Nur gemeinsam können wir einen signifikanten Beitrag zur Abwendung der Klimakatastrophe erbringen. Wir sind bereit unseren Teil zu leisten, der durchaus ehrgeizig und herausfordernd sein wird, benötigen aber die Unterstützung der gesamten Branche und jeder und jedes Einzelnen. Denn die Produktion ist nur ein Ausschnitt aus der langen Wertschöpfungskette eines Films“, so Nicole Gerhards und Karsten Stöter.
Erwin M. Schmidt, Geschäftsführer des Produzentenverbands ergänzt: „Unser Appell an Filmförderungen und TV-Sender in diesem Kontext ist, die Kosten für CO2 Kompensationen im Rahmen einer Filmproduktion als Herstellungskosten anzuerkennen. Solche Kompensationsleistungen sollten Pflicht für geförderte Projekte bzw. Auftragsproduktionen sein und entsprechend finanziert werden. Im Dialog mit regionalen Förderinstitutionen möchten wir dazu anregen, das Prinzip des Regionaleffekts im Hinblick auf seine ökologische und ökonomische Effizienz hin zu optimieren. Hersteller von emissionsarmer bzw. energiesparender Filmtechnik und Transport-Logistik sowie Anbieter von emissionsarmen Dienstleistungen sollten von Filmförderungen, TV Sendern und der Politik incentiviert werden.“
Die Freiwillige Selbstverpflichtung ist zeitlich nicht begrenzt und wird stetig überprüft, evaluiert und mit Hilfe der gesammelten Erfahrungen und Daten angepasst. Ausdrücklich geht es zunächst darum, die in der freiwilligen Selbstverpflichtung gebündelten Maßnahmen auf ihre Umsetzbarkeit und Tauglichkeit zu testen und zu lernen, mit den durch sie ausgelösten Herausforderungen und Unklarheiten umzugehen.
Die Freiwillige Selbstverpflichtung zur nachhaltigen Filmproduktion, die dazugehörigen FAQ und die Liste der Unterzeichner*innen finden Sie unter
www.produzentenverband.de/nachhaltigkeit
Der Produzentenverband vertritt über 100 unabhängige Film- und Fernsehproduzent*innen und ist maßgeblicher Vertreter der unabhängigen Produzent*innen in Deutschland.