17. August 2017
Hanna Schygulla erhält den Ehrenpreis des DSP
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17. 08.2017. Die Schauspielerin Hanna Schygulla erhält bei der Verleihung des Deutschen Schauspielerpreises 2017 am Freitag, 22. September für ihr stilprägendes darstellerisches Schaffen den „Ehrenpreis Lebenswerk“ des Bundesverbands Schauspiel. Sie steht damit in einer Reihe mit Armin Mueller-Stahl (Ehrenpreisträger 2016), Rolf Hoppe (2015), Senta Berger (2014), Götz George (2013) und Katharina Thalbach (2012).
Bereits in der Schauspielschule traf Hanna Schygulla auf Rainer Werner Fassbinder mit dem sie und der Musiker Peer Raben das legendäre „antiteater“ gründete. 1969 spielte sie auch erstmals in einem Fassbinder-Film: „Liebe ist kälter als der Tod“ und erhielt u.a. dafür das „Filmband in Gold“. Mit der Serie „Acht Stunden sind kein Tag“ (1972/73) wird Hanna Schygulla auch im Fernsehen populär. Wenig später gelingt ihr ihr größter Kinoerfolg: „Effi Briest“ ist zugleich Fassbinders bis dahin erfolgreichster Kinofilm. Es folgen Zusammenarbeiten mit so renommierten Regisseuren wie Wim Wenders, Volker Schlöndorff, Vojtech Jasny oder Margarethe von Trotta. Für das Nachkriegsmelodram „Die Ehe der Maria Braun“ (R. W. Fassbinder) erhält sie 1978 den Bundesfilmpreis und einen silbernen Bären. Der Film, wie auch die ein Jahr später entstandene „Lili Marleen“, sorgt für den internationalen Erfolg ihrer Karriere. Sie drehte weltweit mit Regisseuren wie Jean-Luc Godard, Ettore Scola, Carlos Saura, Andrzei Wajda, Kenneth Brannagh, Amos Gitai oder Alexander Sokurov. Für ihre Arbeit bei Marco Ferreri in „Die Geschichte der Piera“ erhält sie 1983 bei den Filmfestspielen in Cannes den Darstellerpreis. Aber auch dem jungen deutschen Film hat sie sich immer wieder zugewandt und arbeitete früh mit Regietalenten wie Till Franzen, Hans Steinbichler oder Fatih Akin. Seit 1997 entwickelt Hanna Schygulla – nach eigenen Konzepten, aber meist in Zusammenarbeit mit namhaften Musikern – Soloprogramme, die sie an verschiedenen europäischen Bühnen aufführt. Das Museum of Modern Art in New York widmete ihr eine Retrospektive. Die bei dieser Gelegenheit erstmals veröffentlichte Sammlung ihrer selbst verwirklichten Kurzfilme „Traumprotokolle“ wurde ins Archiv der Avantgardefilme des MoMA aufgenommen. 2004 veröffentlichte sie ein Text- und Bildalbum mit dem Titel „Du … Augen wie Sterne“, 2013 ihre Autobiografie „Wach auf und träume“.
Über den „Ehrenpreis Lebenswerk“ entscheidet der Vorstand des Bundesverbands Schauspiel BFFS nach Vorschlägen der Jury des Deutschen Schauspielerpreises und der BFFS-Mitglieder. Aus der Begründung: „Auch wenn sie selbst es nicht mag, fällt einem bei dem Wort Diva unweigerlich ihr Name ein: Hanna Schygulla. Dabei ist sie schon immer mehr gewesen als die stilprägende Ikone des Mammutwerkes von Rainer Werner Fassbinder: Sie war ‚Europas aufregendste Schauspielerin‘, wie das Time Magazine 1985 behauptete. Und dabei war sie nicht nur Fassbinders Muse, sondern die einer ganzen Generation, die sie mit ihrer überirdischen Schönheit und ihrem melodiösen Idiom zum Träumen verführt. Weder das Aufzählen ihrer Rollen von Effi Briest bis Willie in ‚Lilly Marleen‘, noch das „name dropping“ der Regisseure, die sich ihres Zaubers bedient haben, von Fassbinder und Wenders bis Wajda, Schlöndorff und Akin, weder die Bandbreite ihres schauspielerischen Könnens, noch ihre Qualitäten als Autorin, Chansonniere und Videokünstlerin, können ihre Wirkung erklären. Am ehesten ist diese vielleicht vergleichbar mit einem wiederkehrenden Traum, der von einer Parallelwelt kündet, zu der nur sie den Schlüssel besitzt. So heißt ihre Biographie denn auch ‚Wach auf und träume‘. Könnten wir uns eine Diva erträumen, sie wäre wie Hanna Schygulla.“
Hans-Werner Meyer, Vorstandsmitglied des BFFS zur Verleihung des „Ehrenpreises Lebenswerk“: „Hanna Schygulla gehört zu jenen Kolleginnen, die wir nicht nur wegen ihrer Schauspielkunst und ihrer einzigartigen Wirkung verehren, sondern die uns darüber hinaus mit ihrer Haltung zum Leben und ihrer inneren Unabhängigkeit überzeugen. Einem Genie mit Hang zur Gewalt wie Fassbinder setzt sie ihre Sanftheit und innere Freiheit entgegen, auf dem Zenit ihrer Karriere entscheidet sie sich dafür, ihre alternden Eltern zu pflegen und jedem Preis zieht sie eine Rolle vor. Wir wollen ihr mit dem Preis für ihr Lebenswerk trotzdem dafür danken, wie sie uns zeigt, dass das Leben eben ein Gesamtkunstwerk ist und nicht nur eine Kampfzone für Spezialisten.“
Die Laudatio auf Hanna Schygulla hält die vielfach ausgezeichnete Regisseurin Alrun Goette, der es gelang, für ihren Bodensee-Tatort „Wofür es sich zu leben lohnt“ (SWR, 2016) Eva Matthes als Kommissarin Klara Blum mit drei weiteren Fassbinder-Diven wieder vor Kamera zu vereinen: Irm Herrmann, Margit Carstensen und Hanna Schygulla.
Der Deutsche Schauspielerpreis wird am 22. September im Berliner Zoo Palast verliehen. Der Vorempfang für die Nominierten und Laudatoren findet im Hotel am Steinplatz statt, die Aftershow-Party steigt im Hotel InterContinental.
Über den DEUTSCHEN SCHAUSPIELERPREIS (DSP)
Mit der Auszeichnung ehrt der Bundesverband Schauspiel e.V. (BFFS) Vorbilder, die sich um die Entwicklung der Schauspielkunst verdient gemacht haben, die in besonderer Weise und nachhaltig inspirieren und sich für den deutschen Film als Kulturgut und für die Schauspielkunst einsetzen. Der DSP wurde 2012 initiiert vom BFFS, dem größten Interessenverband der nationalen Film- und Fernsehindustrie. Veranstalter des DSP 2017 sind die Berliner Agentur La Maison in Kooperation mit dem BFFS.
Über den Bundesverband Schauspiel e.V. (BFFS)
Der BFFS vertritt die Interessen von Schauspielern in Deutschland. Seit der Gründung im April 2006 stellt der BFFS mit über 2.900 Mitgliedern heute den größten Berufsverband der nationalen Film- und Fernsehindustrie. Der BFFS arbeitet an einer erfolgreichen – auch im internationalen Kontext konkurrenzfähigen – Film- und Fernsehindustrie mit transparenten und fairen Regeln für alle Beteiligten. In dem Bewusstsein, dass Schauspieler Rückgrat und Gesicht einer wichtigen Branche mit hohem Zukunftspotential sind, pflegt der Bundesverband eine enge Vernetzung mit Politik, Sendern, Produzenten und anderen Filmverbänden. Zu den Zielen des BFFS zählen die Schaffung fairer Arbeitsbedingungen und verlässlicher sozialer Standards sowie die Förderung, Ermöglichung und der Schutz künstlerischer Qualität in Ausbildung und Produktion.
Partner
Der DSP 2017 wird unterstützt von unserem Platinumpartner der Audi City Berlin mit Sitz am Kurfürstendamm 195 sowie vielen weiteren Sponsoren und Förderern: comma, GVL, Peter Ustinov Stiftung, Pad Concept, ver.di., Kauri Cab, Hotel am Steinplatz, Hotel InterContinental.
Medienpartner sind Bunte, Blickpunkt:Film und radioeins.