18. September 2019
Gershon-Klein-Filmpreise stehen fest
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Die Preisträger*innen der im Rahmen des gestern zu Ende gegangenen Jüdischen Filmfestivals Berlin & Brandenburg (JFBB) vergebenen Gershon-Klein-Filmpreise stehen fest: FIG TREE wurde mit dem Preis „Beste Regie Spielfilm“ (3.000 Euro), M mit „Beste Regie Dokumentarfilm“ (2.000 Euro) und CRESCENDO #Makemusicnotwar mit der „Empfehlung für den besten deutschen Film mit jüdischer Thematik“ (2.000 Euro) ausgezeichnet. Die mit insgesamt 7.000 € dotieren Preise werden traditionell von der Familie Klein gestiftet.
Die Kritikerinnenjury des 25. Jüdischen Filmfestivals Berlin & Brandenburg, die in diesem Jahr aus den renommierten Filmjournalistinnen Hannah Pilarczyk, Kira Taszman und Jenny Zylka sowie Marlyn Vinig bestand, vergab die Auszeichnung „Beste Regie Spielfilm“ an die israelische Regisseurin Aäläm-Wärqe Davidian für ihren Film FIG TREE.
Aus ihrer Begründung: „Bereits mit ihrem Debütfilm erweist sich Aäläm-Wärqe Davidian als vollendete Erzählerin, der es gelingt, Liebesgeschichte, Coming-of-Age und die Schrecken des äthiopischen Bürgerkriegs auszubalancieren. FIG TREE ist ein ebenso politischer wie poetischer Film – und zutiefst persönlich.“
Die Radio Eins Hörerjury vergab den Preis für die „Beste Regie Dokumentarfilm“ an den Film M von Regisseurin Yolande Zaubermann.
Aus der Begründung: „Yolande Zaubermann nimmt uns mit ihrem dichten Porträt des jungen israelischen Schauspielers und Kantors ‚M’ (Menachem Lang) auf eine hochemotionale filmische Reise direkt in das Herz der Finsternis, deren Intensität an manchen Stellen kaum aushaltbar erscheint…. Wir werden Zeuge zahlreicher intimster Gespräche über Vergewaltigungen im Kindesalter. (…) Man merkt, dass Menachem in der Musik und der Spiritualität zu Hause ist, obwohl er glaubte, diese Welt für immer verlassen zu haben. (…) Offenheit und Reden helfen. Reformen helfen. Ein optimistischer Film!
Die Empfehlung für den besten deutschen Film mit jüdischer Thematik hat das diesjährige Ehrengremium, die Rabbinerin Gesa Ederberg und der Rabbiner Nils Ederberg. für den von Alice Brauner produzierten Film CRESCENDO #Makemusicnotwar von Dror Zahavi ausgesprochen. Mit dem Film eröffnete auch die diesjährige Jubiläums-Ausgabe des JFBB.
Nicola Galliner, Leiterin und Gründerin des JFBB: „Mein ausdrücklicher Dank geht an die Jurys, die eine auch aus meiner Sicht ausgezeichnete Wahl getroffen haben. Wir haben eine mitreißende Jubiläumsausgabe des Festivals gefeiert, mit zahlreichen Gästen, die die Vorführungen mit Filmgesprächen ungemein bereicherten. 25 Jahre sind rum, 2020 geht es los mit den nächsten 25 Jahren. Ich freue mich drauf!“
Gewidmet sind die Preise dem 1999 im Alter von 79 Jahren verstorbenen Gerhard Klein. In Berlin war Klein eine „Kinolegende“. Das Zehlendorfer Filmkunstkino Capitol Dahlem ist seine Schöpfung und wurde nach seiner Gründung 1956 drei Jahrzehnte lang zu einer Institution mitten im West-Berliner Studentenviertel. Als Kinderdarsteller hatte Klein, aus einer gutbürgerlichen jüdischen Berliner Familie stammend, selbst vor der Kamera und auf der Bühne gestanden. Er war u.a. der Professor in Erich Kästners Bühnenfassung von Emil und die Detektive und spielte in Max Ophüls’ erstem Tonfilm Dann schon lieber Lebertran eine Hauptrolle. 1933 traf ihn das Berufsverbot der Nazis. 1939 gelang ihm die Flucht nach Palästina, wo er in einem Kibbuz arbeitete und das noch heute bestehende avantgardistische Teatron Kameri in Tel Aviv mitbegründete. Seine Eltern sah er nie wieder. 1952 kehrte Klein nach Deutschland zurück. Für seine anspruchsvolle Programmgestaltung im Capitol Dahlem erhielt er mehrere Auszeichnungen u.a. das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Vom 8. – 17. September lud das JFBB zum runden Geburtstag: Das größte Forum für den jüdischen und israelischen Film in Deutschland feierte in diesem Jahr unter dem Motto CELEBRATION sein 25-jähriges Jubiläum. Im Jahr 1995 startete das Festival mit acht Filmen, heute im Jahr 2019 präsentierte sich das JFBB mit über 50 Filmen aus 14 Ländern und fast 60 Gästen größer und vielfältiger als zuvor und erlaubte erneut einen filmischen Einblick in die Vielfalt und Diversität jüdischen Lebens auf der ganzen Welt.
Zum Jubiläum erschien auch das Buch CELEBRATION – 25 Jahre Jüdisches Filmfestival Berlin & Brandenburg. Darin lassen Wegbegleiter*innen die Festivalgeschichte Revue passieren. Filmwissenschaftler*innen und –kritiker*innen befassen sich mit einzelnen Filmen und ihrem Beitrag zur Filmgeschichte und untersuchen vielfältige Aspekte des jüdischen Filmschaffens. Denn auch nach 25 Jahren bleibt die Frage aktuell, die schon bei Gründung des Festivals im Raum stand: Was macht einen Film jüdisch?
Dt. / Eng., Hardcover, 352 Seiten, 24,00 €, ISBN: 978-3-95808-239-7
Das komplette Festivalprogramm des JFBB finden Sie online unter: www.jfbb.de
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Foto: Camino Filmverleih