1. Oktober 2020
Die ersten Deutschen im All – Systemgegner und Freunde
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Es ist eine bis dato nicht erzählte deutsch-deutsche Geschichte im Kalten Krieg und im Wettlauf der beiden Supermächte um die Macht im All. Der DDR-Bürger Sigmund Jähn flog 1978 als Kosmonaut und erster Deutscher in den Weltraum. Unter großer Geheimhaltung und zur Überraschung der westlichen Kollegen. Fünf Jahre später folgte ihm Ulf Merbold mit den Amerikanern im Space Shuttle. Für den politischen Systemkampf interessierte sich keiner der beiden Raumfahrer. Im Gegenteil: Was die beiden Astronauten einte, war nicht nur die gemeinsame Erfahrung, wie sich die Wahrnehmung auf die Welt durch den Raumflug veränderte, sondern ihre gemeinsame Heimat, das Vogtland. Doch ihre Gemeinsamkeit trennte sie auch gleichzeitig: Ulf Merbold wurde vor dem Mauerbau zum Republikflüchtling, Sigmund Jähn lebte eine linientreue DDR Vita, bis hin zum NVA Offizier. Dennoch wurden sie Freunde und setzten sich über alle trennenden Grenzen hinweg, auch gegen geltende Vorgaben. Sie flogen trotz des anhaltenden Kalten Kriegs gemeinsam über die Zugspitze und erlebten zusammen den Mauerfall.
Aus dieser Geschichte, die die Berliner Filmproduzentin Nicola Graef („Neo Rauch. Gefährten und Begleiter“) zusammen mit dem Autor Florian Huber für die ARD als Dokumentation erzählte (Wettlauf ins All. Zwei Deutsche erobern den Kosmos, 3. Oktober 2020 um 16:45 Uhr, ARD), sowie als 90-minütigen Dokumentarfilm für den MDR (Sigmund Jähn. Ein Vogtländer fürs All, 27. Dezember 2020 um 20:15 Uhr im MDR) entwickelt sie nun mit ihrer Produktionsfirma LFiction die mehrteilige fiktionale Miniserie „Schwerelos“ (AT). Die Drehbuchautorin und Regisseurin Christine Hartmann (Charité III), der Spiegel Bestseller Autor und Filmemacher Florian Huber und der Drehbuchautor und Grimme Preisträger Stephan Falk arbeiten derzeit im Writers Room an den Drehbüchern.
Ulf Merbold wirkt als Berater mit und freut sich „auf eine Weitererzählung meiner Geschichte und der meines verstorbenen Freundes Sigmund Jähn. Auf unglaubliche Weise hat uns die gemeinsame Leidenschaft fürs Fliegen zusammengebracht. Die Erfahrung, aus dem All auf diese Grenzenlosigkeit der Erde zu blicken, kann man nur mit sehr wenigen Menschen teilen. Dass uns der Mauerfall beide bei einem Kongress in Riad ereilte und wir zusammen vor dem Fernseher saßen, werde ich nie vergessen. Wir haben zwei völlig verschiedene Leben gelebt, die DDR hat mir alles verbaut und Sigmund alles ermöglicht und trotzdem haben wir am Ende für die jeweils ehemaligen Klassenfeinde zusammengearbeitet.“ Ulf Merbold ermöglichte dem ehemaligen Offizier der NVA Jähn den Wiedereinstieg in das internationale Raumfahrtprogramm als Berater der ESA.
„Wir hatten das große Glück in den letzten Wochen vor seinem Tod noch mit Sigmund Jähn drehen zu können. Eine ganz besondere Persönlichkeit, von der wir nicht ahnten, welche Kraft in seiner Biografie steckte und wie eng und herzlich die Verbindung zu Ulf Merbold war. Es ist bis dato eine weitestgehend unbekannte Geschichte aus der Zeit des geteilten Deutschland, die von der Stärke einer Freundschaft über alle politischen Grenzen hinweg, von Freiheit und von Leidenschaft erzählt. Emotional, packend und spannend. Was könnte sich besser eignen, einen Film aus dem Stoff des echten Lebens zu machen“, sagt Produzentin Nicola Graef, die mit diesem Projekt erstmals fiktional arbeitet.