11. Oktober 2018
Can Dündar und Pussy Riot bei World Conference of Screenwriters
News
11.10.2018. Den Abschluss der World Conference of Screenwriters bildete ein Panel mit Autoren aus Polen, Österreich und den USA sowie Gästen, die aktuell als politisch verfolgte Kreative die Weltnachrichten prägen.
So wies Can Dündar in einer bewegenden Rede zu Anfang des Panels auf die widerspenstige Kraft der Kultur hin, die auch in der Türkei wirke: „Stellen Sie sich vor, Sie sind so lange an der Macht, sind zum einzigen Richter über alle Bereiche im Land geworden, aber nach wie vor sind Sie nicht in der Lage, einen vernünftigen Kinofilm oder eine Serie drehen zu lassen. Hunderte Bauunternehmer, Imame, Polizeichefs haben Sie herangezogen, aber keinen einzigen nennenswerten Autoren, Regisseur oder Schauspieler hervorgebracht.“ Can Dündar ist ehemaliger Chefredakteur der Cumhuriyet und wegen der Veröffentlichung unliebsamer Rechercheergebnisse der Spionage angeklagt. Seit 2016 lebt er in Deutschland im Exil.
Peter Verzilov und Veronika Nikulshina, Mitglieder der Aktivistengruppe Pussy Riot, besuchten die Konferenz, um das Anliegen der Autoren für Kunst-, Rede- und Meinungsfreiheit auf der ganzen Welt zu unterstützen. Peter Verzilov, der sich derzeit in Berlin von einer lebensgefährdenden Vergiftung erholt, sagte: „Du zahlst einen Preis, wenn Du gegen jemanden wie Putin aufbegehrst, aber es lohnt sich. Es ist eine Ehre hier im Kreis von so vielen großartigen Autoren zu sein. Erzählen Sie ihre Geschichten, kämpfen Sie für die Wahrheit.“
Anschließend berichtete Maciej Karpinski, einer der angesehensten Drehbuchautoren Polens, über die schleichende Veränderungen im Polnischen Filmmarkt: „Es gibt zwar kein offizielle Zensur. Aber es schleicht sich etwas beinahe Schlimmeres ein: Nämlich die von der Regierung geschaffene und gewollte generelle Atmosphäre, in der Selbstzensur gedeiht, in der sich viele Autoren fragen, ob sie über bestimmte Themen schreiben, bestimmte Gefühle zulassen oder Interpretationen der Wahrheit wagen sollten. Karpinski hat Drehbücher zu Filmen von Andrej Wajda, Agnieszka Holland oder auch Volker Schlöndorff verfasst.
Jacob Groll, Drehbuchautor aus Österreich, zeichnete ein Bild von der Situation in Österreich, wo der öffentlich-rechtliche Rundfunk unter enormen Druck durch die regierenden Parteien geraten ist. „Es wird Tricky in Österreich, wenn es dort an die Filmförderung geht“, warnte er.
Howard A. Rodman, der über die unrühmliche Rolle der American Writers Guildes zu Zeiten des Blacklisting in der Ära MacCarthy referierte, rief den über 300 Autoren und aus der ganzen Welt zu: „Das gilt für uns alle in der ganzen Welt: Wenn Deine eigene Gilde Dich nicht schützt, hilft Dir niemand“. Carolin Otto, Vorstandsmitglied des FSE, moderierte das Panel.
Über 300 Drehbuchautor*innen versammelten sich zur zweitägigen Worldconference of Screenwriters 04 (WCOS 04) in der Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin. Zum inzwischen vierten Mal hatten die Federation of Screenwriters in Europe (FSE) und der International Affiliation of Writer’s Guilds (IAWG), Verbände die insgesamt rund 60.000 Drehbuchautor*innen weltweit vertreten, zu ihrer Weltkonferenz geladen. Ausgerichtet wurde WCOS 04 vom Verband Deutscher Drehbuchautoren (VDD).
Weitere Informationen zur Konferenz und zum Programm finden Sie unter: https://www.wcos-berlin.de/
Pressekontakt:
SteinbrennerMüller Kommunikation
Kristian Müller & Dr. Kathrin Steinbrenner
030 47372192
mail@steinbrennermueller.de
www.steinbrennermueller.de
Verband Deutscher Drehbuchautoren (VDD)
Der VDD vertritt die Interessen der Drehbuchautoren in Deutschland gegenüber den Sendern, der Filmförderung, der Öffentlichkeit sowie der Politik – national wie international. Der VDD setzt sich für ein reformiertes Urheberrecht ein, arbeitet aktiv mit an der Weiterentwicklung der Filmförderung, kämpft in Diskussionen mit den Sendern um neue Formen der Zusammenarbeit in der Stoffentwicklung und verhandelt gemeinsame Vergütungsregeln mit den Verwertern. Kostenlose Rechtsberatung, Honorarermittlung und ein weites Netzwerk in der Branche sind weitere Vorteile, von denen Mitglieder, aber auch Sender, Produzenten und Politiker profitieren.
Federation of Screenwriters in Europe (FSE)
Die FSE ist der Dachverband der europäischen Drehbuchautorenverbände, der seinen Mitgliedern neben wichtiger Lobbyarbeit in Brüssel auch eine zentrale Informations- und Kommunikationsplattform bietet. Mitglieder sind u. a. Großbritannien, Frankreich, Belgien, Dänemark, Schweden, Norwegen, Polen, Bulgarien, Belgien, Spanien, Deutschland, Österreich u.v.a. Ziel der FSE ist aktuell die Einbindung weiterer Mitglieder aus Osteuropa. Die FSE vergibt u. a. den FSE Award für besonders anerkennenswerte Leistungen im Drehbuchbereich. Erster Preisträger 2015 war der dänische Drehbuchautor Adam Price (Borgen). Anne Landois (Spirals) erhielt die Auszeichnung 2017.
International Affiliation of Screenwriters (IAWG)
Gegründet wurde die IAWG ursprünglich von Writers Guilds aus englischsprachigen Ländern. Eine zentrale Rolle spielten dabei die Writers Guilds of America, Kanada und Großbritannien. Die IAWG zielt auf die internationale Stärkung der AutorInnen und ihrer Verbände und unterstützt DrehbuchautorInnen weltweit beim Aufbau von politischen Organisationen und der Durchsetzung fairer kollektiver Honorarrahmen. Die Mitgliedsverbände der IAWG arbeiten im Auftrag von über 50.000 AutorInnen weltweit. Die IAWG strebt eine weitere Internationalisierung und die Einbindung von Verbänden aus allen Kontinenten an.