In MUBIs Oktoberprogramm steht die Darstellung der Realität, etwa in Marco Bellocchios Film IL TRADITORE über den größten Mafiaprozess aller Zeiten oder in Jafar Panahis Kurzfilm HIDDEN, neben fesselnden Historiendarstellungen, wie in Whit Stillmans LOVE & FRIENDSHIP oder in Volker Schlöndorffs DIPLOMATIE.

Aber es bietet auch große filmische Fantasie, etwa in den psychedelischen Bildern von CRYPTOZOO, dem neuen Film des Graphic Novel Künstlers Dash Shaw, der in schillernden Animationen eine fantastische Geschichte zwischen Wachtraum und Horrortrip erzählt.

Anbei erhalten Sie einen Überblick über das Line-up der täglich neu hinzugefügten Filme auf der Arthouse-Streamingplattform MUBI (www.mubi.com) im Oktober 2021. Einzelne Änderungen sind vorbehalten. Insgesamt bietet die Plattform rund 1.100 sorgsam kuratierte Titel.

Das sind die Highlights: 

Ab 02.Oktober: IL TRADITORE: ALS KRONZEUGE GEGEN DIE COSA NOSTRA von Marco Bellocchio (2019, Italien, Frankreich, Drama). Marco Bellocchios auf wahren Begebenheiten basierendes Drama über den höchstrangigen Mafioso, der jemals sein Schweigegelübde brach: Tommaso „Don Masino“ Buscetta, einst Mafiaboss bei der sizilianischen Cosa Nostra, wurde zum Kronzeugen für die Ankläger rund um den legendären Richter Giovanni Falcone, der wenig später mit einer Autobombe ermordet wurde. Der Film feierte 2019 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes Premiere.

Ab 03. Oktober: MUBI EXKLUSIV – PINO von Walter Fasano (2020, Italien, Dokumentarfilm).
Rom 1968: Mit Anfang 30 kam der Bildhauer und einer der Vertreter der italienischen Arte Povera-Bewegung Pino Pascali bei einem Motorradunfall ums Leben. Über 50 Jahre später erwirbt das Pascali Museum in Polignano a Mare, in Apulien, der Region aus der Pino stammt, sein Werk Cinque Bachi da Setola e un Bozzo und stellt es aus. Beim Filmfestival in Turin wurde PINO als bester italienischer Dokumentarfilm ausgezeichnet.

Start der Jacques Demy Reihe:
Ab 08. Oktober, LOLA, DAS MÄDCHEN AUS DEM HAFEN (1961, Frankreich, Italien, Drama).
LOLA, DAS MÄDCHEN AUS DEM HAFEN, einer der zentralen Filmwerke der Nouvelle Vague, war der erste Film aus der „Romantischen Trilogie“ des Regisseurs, die er mit den Musicalfilmen DIE REGENSCHIRME VON CHERBOURG und DIE MÄDCHEN VON ROCHEFORT fortsetzte. Alle drei Filme spielen in französischen Hafenstädten, haben die Liebeswirren normaler Menschen zum Thema und weisen untereinander Bezüge auf.

Lola wartet seit sieben Jahren auf Michel, den Vater ihres Sohnes. Während sie auf ihn hofft, lenkt sie sich mit durchreisenden Matrosen ab, die sie in der Bar, in der sie arbeitet, kennenlernt. Als ihr Jugendfreund Roland sie zufällig wiedertrifft, verliebt er sich in sie. Doch Lola wartet weiter auf Michel.

Ab 15. Oktober: DIE REGENSCHIRME VON CHERBOURG von Jacques Demy (1964, Frankreich, Deutschland, Musical). Der zweite Teil der „Romantischen Trilogie“ Demys machte die Hauptdarstellerin Catherine Deneuve zum internationalen Star. Der mit Preisen überhäufte Klassiker, der Elemente des klassischen Hollywood-Musicals mit denen der Nouvelle Vague vereint, inspirierte Regisseur Damien Chazelle zu seinem oscarprämierten Musical LA LA LAND. Alle Dialoge im Film werden gesungen.

In der französischen Hafenstadt Cherbourg: Als Guy in den Algerienkrieg zieht, versprechen er und Geneviève (Catherine Deneuve) sich ewige Treue. Doch als er wiederkehrt, ist sie verschwunden und vor allem mit einem anderen Mann verheiratet. Erst Jahre später treffen sie wieder aufeinander…
DIE REGENSCHIRME VON CHERBOURG erhielt beim Cannes Film Festival 1964 drei Preise, darunter auch die Goldene Palme. 1965 war er in der Kategorie „Best Foreign Language Film“ für den Oscar nominiert und 1966 noch einmal für die „Beste Filmmusik“ und das „Beste Originaldrehbuch“.

Ab 9. Oktober: LOVE STEAKS von Jakob Lass (2013, Deutschland, Drama, Komödie).
Jakob Lass drehte LOVE STEAKS mit improvisierten Dialogen in einem Hotel an der Ostsee. Außer den beiden Hauptdarsteller:innen Lana Cooper und Franz Rogowski sind alle Mitwirkenden Mitarbeiter:innen des Hotels. Der Spiegel hielt den Film für „eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Filmlandschaft, ein aufregender und witziger Film, einer, der ebenso kunstvoll wie realitätsgesättigt ist – und der auch noch ganz ohne Fördergelder entstanden ist.“ LOVE STEAKS erhielt 2014 eine Nominierung in der Kategorie „Bester Spielfilm“ beim deutschen Filmpreis.

Zum Inhalt: Ein Luxushotel. Steaks werden gebrutzelt. Speckröllchen massiert. Clemens kommt als Neuling in den Wellnessbereich. Lara muss sich im Küchenrudel behaupten. Der Fahrstuhl bringt die beiden zusammen. Sie reiben sich aneinander, bis es knallt.

Ab 17. Oktober: DIPLOMATIE von Volker Schlöndorff (2014, Frankreich, Deutschland, Drama).
Der Film über die nicht erfolgte Zerstörung von Paris im Jahr 1944 verdichtet das historische Geschehen um die Libération, die Befreiung von Paris, auf die letzten 24 Stunden der realen Ereignisse. In den Hauptrollen treten Niels Arestrup als Stadtkommandant von Choltitz und André Dussollier als Konsul Nordling auf, die bereits bei der Premiere des gleichnamigen Bühnenstücks von Cyril Gély 2011 in diesen Rollen zu sehen waren. Der Film lief 2014 bei der Berlinale und erhielt 2015 für das beste adaptierte Drehbuch einen César.

Fortsetzung der Youssef Chahine Reihe:
Ab 18. Oktober: DIE RÜCKKERHR DES VERLORENEN SOHNES von Youssef Chahine (1976, Algerien, Ägypten, Drama). Das Begräbnis Nassers wird zum Ausgangspunkt des Films, mit dem Chahine auf die tiefgreifende Veränderung der ägyptischen Gesellschaft unter Anwar Al-Sadat reagiert. Eine Amnestie erlaubt der Titelfigur die Heimkehr in den Schoss seiner wohlhabenden Unternehmerfamilie. Er hatte beim Staudammbau am Weg in eine bessere Zukunft mitgewirkt, doch der von ihm zu verantwortende Einsturz eines Hochhauses hat ihn ins Gefängnis geführt. Nun tyrannisiert sein rücksichtsloser Bruder die Arbeiter in der Fabrik. Alle Hoffnungen richten sich deshalb auf den verlorenen Sohn, doch dieser kehrt gebrochen zurück. Die Konflikte eskalieren zu einem Gewaltausbruch.

Ab 22. Oktober: MUBI EXKLUSIV – CRYPTOZOO von Dash Shaw (2021, USA, Animation).
Dash Shaws animierte Fantasie CRYPTOZOO spielt in einer Welt, die sowohl von Menschen als auch von seltenen Fabelwesen den sogenannten „Kryptiden“ bewohnt wird. Die Tierpflegerin Lauren hat ihr Leben der Suche nach diesen Fabelwesen gewidmet und spürt sie auf, um sie im Cryptozoo zu hegen. Beim Versuch auch das scheue, Träume fressende Chimärenwesen Baku aufzuspüren, begibt sie sich auf eine gefährliche Mission. Denn auch das Militär ist hinter Baku her und verfolgt dabei ganz eigene Ziele.

CRYPTOZOO ist ein filmisches Erlebnis und dabei in seiner utopischen Fantasie weitaus aktueller, als es auf den ersten Blick wirkt. Lake Bell (IN A WORLD, SPIDERMAN: INTO TGHE SPIDER-VERSE), Michael Cera (SCOTT PILGRIM GEGEN DIE WELT, JUNO), Zoe Kazan (THE BIG SICK, RUBY SPARKS), Grace Zabriskie (TWIN PEAKS), Alex Karpovsky (GIRLS), Peter Stormare (AMERICAN GODS, JOHN WICK) leihen den Figuren ihre Stimmen. Inspiriert von psychedelischen Underground-Comics der 1960er-Jahre feierte CRYPTOZOO seine Weltpremiere 2021 beim Sundance Film Festival und begeisterte während der Berlinale 2021 die internationale Jury, die den Film mit einer „Lobenden Erwähnung“ in der Sektion Generation 14plus bedachte.

Whit Stillman im Doppelpack 
Ab 23. Oktober: METROPOLITAN – VERDAMMT, BOURGEOIS, VERLIEBT von Whit Stillman (1990, USA, Komödie, Drama). Dieser komische Blick auf die urbane Haute Bourgeoisie in New York war Whit Stillmans Debüt und bescherte ihm den Durchbruch als Filmemacher. Mit seinen authentischen Beobachtungen des menschlichen Verhaltens etablierte sich Stillman als einer der vielversprechendsten Regisseure der neunziger Jahre.

In den Winterferien seines ersten Semesters macht der Princeton-Student Tom Bekanntschaft mit einem Freundeskreis junger Leute, die von der reichen Upper East Side kommen. Bald wird der naive Tom in die Gruppe aufgenommen und verliebt sich in Audrey. Doch die Gefühle für seine Ex halten ihn zurück.
Bei den Independent Spirit Awards 1991 wurde der Film als „Bester Debütfilm“ ausgezeichnet, außerdem in der Kategorie „Bester Film“ nominiert. Der Film gewann den „Silbernen Leoparden“ beim Internationalen Filmfestival von Locarno. Zudem erhielt Whit Stillman eine Oscar-Nominierung in der Kategorie „Bestes Originaldrehbuch“.

Ab 30. Oktober: LOVE & FRIENDSHIP von Whit Stillmann (2016, USA, Irland, Historien-Drama).
Die Verfilmung von Jane Austens Werk Lady Susan, das sie als 19-Jährige schrieb und aus 41 Briefen besteht, überzeugte Kritiker:innen wie Publikum gleichermaßen. Seine Festivalpremiere feierte der mit Kate Beckinsale, Chloë Sevigny und Stephen Fry hochkarätig besetzte Film um die Heiratswirrungen von Susan und ihrer Tochter Frederica beim Sundance Film Festival 2016.

Ab 26. Oktober: HIDDEN von Jafar Panahi (2020, Frankreich, Iran, Kurzfilm). Jafar Panahi ist in seiner Heimat Iran seit Jahren Schikanen und Berufsverboten ausgesetzt. Dennoch gelingt es ihm in regelmäßigen Abständen, diese Hürden zu überwinden, Filme zu drehen und sie ins Ausland zu schaffen. Der Kurzfilm HIDDEN ist so etwas wie ein Remake seines letzten Spielfilms 3 GESICHTER und erzählt von der Fahrt, die Panahi gemeinsam mit seiner Tochter und einer befreundeten Schauspielerin in ein kurdisches Dorf unternimmt. Dort lebt eine junge Frau mit einer übernatürlich schönen Gesangsstimme, deren Familie ihr aber trotzdem verbietet, öffentlich aufzutreten. HIDDEN lief bei den Festivals in Sao Paulo, New York und Jerusalem.

Hier geht es zur kompletten Filmliste im Oktober.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte: mubi@steinbrennermueller.de