15. März 2022
MUBI im April 2022: Die Highlights des Programms
News
Im April blickt MUBI tief in persönliche und gesellschaftliche Abgründe und Krisen – vom Bodyshaming eines Mädchens und ihrer Flucht in die Magersucht, über die Perspektivlosigkeit in prekären Lebensverhältnissen in einem Indianerreservat der USA,
dem verzweifelt trotzigen Widerstand junger Frauen gegen die verkrusteten patriarchalen Strukturen in der Türkei, der Selbstbehauptung einer Frau in Zeiten von Instagram und Co. bis hin zum täglichen Kampf gegen Rassismus. Allesamt Filme, die auf großen Festivals von Cannes und Venedig über Berlin bis Toronto ihre Weltpremieren feierten und allesamt Filme von renommierten Filmemacher:innen, die sich in ganz unterschiedlichen Genres ausprobieren, mal dokumentarisch, mal fiktiv, mal komödiantisch, mal dramatisch. Kurz: MUBI präsentiert erneut die Vielfältigkeit des Weltkinos.
Anbei erhalten Sie einen Überblick über das Line-up der täglich neu hinzugefügten Filme auf der Arthouse-Streamingplattform MUBI (www.mubi.com) im April 2022. Einzelne Änderungen sind vorbehalten. Insgesamt bietet die Plattform rund 1.100 sorgsam kuratierte Titel.
Das sind die Highlights:
Ab 6. April: MUBI EXKLUSIV – MY FAT ARSE AND I von Yelyzaveta Pysmak (2020, Polen, Animation, Kurzfilm). Eines Morgens probiert ein Mädchen eine neue Hose an, aber diese passt nicht, der Reißverschluss will einfach nicht zu gehen. Verzweifelt blickt das Mädchen in den Spiegel, alles was sie sieht ist das fetteste Ferkel, das die Welt je gesehen hat. Umgehend ist der Beschluss gefasst eine strenge Diät zu machen. Doch trotz schneller Erfolge ist das Glück damit nicht gefunden…
Regisseurin Yelyzaveta Pysmak findet in ihrem Animations-Kurzfilm MY FAT ARSE AND I einen fantasievollen Weg, die Themen Bodyshaming und Magersucht humorvoll und dennoch eindrücklich zu visualisieren.
Ab 8. April: THE RIDER von Chloé Zhao (2017, Drama, Western). Als der Rodeo-Star Brady nach einem Rodeo-Unfall mit einer schweren Kopfverletzung aufwacht, raten ihm die Ärzte, den Sport aufzugeben. Doch Rodeo ist für Brady nicht nur seine größte Leidenschaft, Rodeo ist auch sein Beruf und für ihn die einzige Möglichkeit, seine geistig behinderte Schwester und seinen alkoholabhängigen Vater finanziell durchzubringen.
Regisseurin Chloé Zhao lernte Hauptdarsteller Brady Jandreau bei den Dreharbeiten zu ihrem Debütfilm SONGS MY BROTHER TAUGHT ME (ebenfalls im Programm von MUBI) im Pine Ridge-Reservat in South Dakota kennen. Brady Jandreau spielt in THE RIDER zusammen mit anderen Laiendarstellern seine eigene Geschichte. Auch sein Vater und seine Schwester spielen im Film sich selbst. Nach THE RIDER drehte Chloé Zhao ihren dritten Film NOMADLAND, der 2021 mit zahlreichen Oscars, unter anderem für „Beste Regie“, ausgezeichnet wurde.
Ab 9. April: MUSTANG von Deniz Gamze Ergüven (2015, Frankreich, Türkei, Drama). MUSTANG erzählt das Leben von fünf jungen Schwestern, die bei ihrer Großmutter in einem abgelegenen türkischen Dorf aufwachsen. Nach einer völlig unschuldigen Begegnung mit einer Gruppe von Jungen am letzten Schultag vor den großen Ferien, werden sie von der Oma und dem Onkel weggesperrt und sollen zwangsverheiratet werden. Angetrieben von einem unbändigen Freiheitswillen rebellieren die Mädchen bald gegen ihre Unterdrückung.
MUSTANG wurde international mit zahlreichen Auszeichnungen und Nominierungen bedacht: Bei der Weltpremiere beim Internationalen Filmfestival in Cannes 2015 wurde MUSTANG mit dem „Label Europa Cinemas“ und dem „Lux Prize“ ausgezeichnet, 2016 wurde der Film als französischer Beitrag der Sektion „Bester ausländischer Film“ für die Oscars und auch die Golden Globes nominiert und erhielt den Friedenspreis des Deutschen Films.
Ab 10. April: MOMMY von Xavier Dolan (2014, Kanada, Drama). MOMMY feierte Weltpremiere im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes und gewann den „Preis der Jury“. 2015 ging der Film für Kanada ins Rennen für den Oscar als bester fremdsprachiger Film und war ein regelrechter Festival-Hit mit über 30 Festival-Einsätzen und zahlreichen Nominierungen und Auszeichnungen.
MOMMY erzählt die drastische Geschichte der verwitweten, alleinerziehenden Mutter Diane, die sich um ihren aufgrund von ADHS unberechenbaren und teilweise aggressiven 15-jährigen Sohn Steve kümmert. Durch die unverhoffte Hilfe einer Nachbarin, gelingt es ihnen, für eine kurze Zeit ein fast unbeschwertes Leben zu führen.
Ab 16. April: SEARCHING EVA von Pia Hellenthal (2019, Deutschland, Dokumentarfilm). Eva Collé, den Namen hat sie sich selbst gegeben, lebt in Berlin. Die junge Italienerin führt ein öffentliches Leben, mit allen Konsequenzen. Mit 14 Jahren veröffentlicht sie ihren ersten Tagebucheintrag online. Seither teilt sie ihr Leben bis ins intimste Detail mit aller Welt und lebt vielfältige Identitäten: Dichterin, Sexarbeiterin, Bisexuelle, Ex-Junkie, Feministin, Anarchistin, Model…
Der Film von Pia Hellenthal begleitet Eva beim Erwachsenwerden im Internet und macht aus der virtuellen Realität eine Art Roadmovie, durch das man sich wie durch ein Instagram-Profil bewegt – man springt von Berlin zurück in die alte Heimat Italien, von Mexiko nach Athen usw. Ohne narrativen Faden ist SEARCHING FOR EVA ein Film jenseits aller Konventionen.
Ab 17. April: MUBI EXKLUSIV – SONGS FOR DRELLA von Edward Lachman (1990, USA, Musikfilm, Dokumentarfilm). Zwanzig Jahre nachdem Lou Reed und John Cale The Velvet Underground aufgelöst haben, kommen sie für einen kurzen Moment wieder zusammen, um das Album „Songs for Drella“
aufzunehmen. Das Album ist eine Hommage über Leben und Werk ihres zuvor verstorbenen Mentors Andy Warhol – Drella war der Spitzname des Popart Exzentrikers, der sich aus Dracula und Cinderella zusammensetzt. Regisseur Edward Lachman filmte eine der wenigen sehr intimen Konzertsessions im Rahmen des musikalischen Entstehungsprozesses des Albums.
Ab 20. April: MUBI EXKLUSIV – THE TALE OF KING CRAB von Alessio Rigo de Righi und Matteo Zoppis (2021, Italien, Frankreich, Drama). Eine Kleinstadt in Italien, Ende des 19. Jahrhunderts. Der betrunkene Luciano tötet versehentlich seine Geliebte während einer Revolte gegen den örtlichen Prinzen. Um für sein Verbrechen zu bezahlen, wird er ins Exil auf die entlegenste Insel der Welt, nach Feuerland geschickt. Die Jagd nach einem auf der Insel versteckten Schiffswrackschatz wird zu seiner Gelegenheit einer Rehabilitation.
Die Filmemacher spielen in THE TALE OF KING CRAB mit dem Phänomen der mündlichen Überlieferung und zeigen filmisch, wie diese Geschichte heute in verschiedenen Versionen in Erinnerung geblieben sein könnte.
Ab 21. April: WHAT YOU GONNA DO WHEN THE WORLD’S ON FIRE? von Roberto Minervini (2018, Italien, USA, Dokumentarfilm). Als Regisseur Roberto Minervini Louisiana bereist, um dort eigentlich eine Dokumentation über die Musik der 1930er Jahre zu drehen, verwirft er angesichts der omnipräsenten Gewalt gegen Schwarze seine ursprünglichen Pläne. WHAT YOU GONNA DO WHEN THE WORLD IS ON FIRE? ist die Geschichte einer Gemeinschaft schwarzer Menschen im amerikanischen Süden im Sommer 2017, als eine Reihe brutaler Morde an schwarzen Männern Schockwellen im ganzen Land auslöste. Die Protagonist:innen, die in intimen Schwarz-Weiß-Bildern zu sehen sind, berichten davon, was es bedeutet, schwarz zu sein. Es sind eindringliche Portraits, die zeigen, welche Menschen hinter der Forderung #blacklivesmatter stehen und wie ihr alltäglicher Kampf gegen den Rassismus aussieht.
Der Dokumentarfilm lief auf zahlreichen internationalen Filmfestivals und erhielt viele Auszeichnungen: So feierte er Weltpremiere beim Filmfestival in Venedig 2019 und gewann den Preis „Cinema for UNICEF“ sowie die Sonderauszeichnung „Premio Soundtrack Stars“. Beim Filmfest München gewann er den „Fritz Gehrlich Preis“, lief u.a. in Karlovy Vary beim Internationalen Filmfestival, dem Internationalen Filmfestival Rotterdam, dem Dokumentarfilmfestival CPH-DOX 2019, dem Toronto International Film Festival oder dem BFI London Filmfestival.
Foto: Courtesy MUBI