20. Juni 2016

Gershon-Klein-Filmpreise für „Dibbuk“ und „My Beloved Uncles“ beim JFBB

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20.o6.2016. Der polnische Spielfilm „Dibbuk – Eine Hochzeit in Polen“ von Marcin Wrona (Beste Regie Spielfilm) und der israelische Dokumentarfilm „My Beloved Uncles“von Eran Barak (Beste Regie Dokumentation) wurden beim gestern Abend zu Ende gegangenen22. Jüdischen Filmfestival Berlin & Brandenburg mit den mit insgesamt 7.000 Euro dotierten Gershon-Klein-Filmpreisen ausgezeichnet.

 „Dibbuk – Eine Hochzeit in Polen“ über einen Bräutigam, der von einem Dibbuk besessen ist, wurde von der Kritikerjury bestehend aus den Journalisten Sophie Albers Ben Chamo (Stern), Miriam Hollstein (Bild am Sonntag) und Jörg Taszman (Die Welt, Jüdische Allgemeine und andere) mit dem Regiepreis für den besten Spielfilm ausgezeichnet. Den Preis für den vergangenes Jahr verstorbenen Regisseur nahm seine Witwe Olga Szymanska entgegen.

Die Begründung der Jury: „Mit einer ebenso gewagten wie gekonnten Mischung aus Horror, Thriller und Burleske erzählt „Dibbuk ­ Eine Hochzeit in Polen“ die Geschichte eines jungen Mannes, der kurz vor seiner Hochzeit wortwörtlich ein dunkles Familiengeheimnis ausgräbt und dabei selbst in die Fänge des Bösen gerät. Bildgewaltig und radikal spielt Marcin Wrona in seinem letzten Film mit der berühmten jüdischen Legende vom Totengeist, dem Dibbuk. Er holt sie in die Gegenwart, bedient das Genre des Horrorfilms, spielt mit Mythen, Ressentiments und der polnisch-jüdischen Geschichte, um sie gleichzeitig zu hinterfragen. Wrona hat damit einen Kino-Dibbuk geschaffen, der durchrüttelt, umhaut und auch lange nach dem Film nicht mehr loslässt. „Dibbuk ­ Eine Hochzeit in Polen“ ist ein weiterer Beleg für das große Talent von Marcin Wrona, dessen früher Tod nicht nur für das polnische Kino einen großen Verlust bedeutet.

My Beloved Uncles“, die Familiengeschichte von Regisseur Eran Barak, ist von den Hörern von radioeins mit den Regiepreis als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet worden.

Die Begründung: „Es ist die sehr persönliche Spurensuche des israelischen Filmemachers Eran Barak nach einem Onkel, der vor 65 Jahren als kleines Kind aus dem Krankenhaus verschwunden ist. Barak kehrt zurück in das arme Einwandererviertel im Norden Bnei Braks und befragt seine verbliebenen Onkel und seine aus Tunesien stammende Großmutter, die bis heute überzeugt ist, dass ihr Sohn in den Gründungsjahren Israels von Aschkenasim entführt wurde. Daraus ergibt sich nicht nur das faszinierende Porträt einer schrägen Familie und eines ganzen Viertels. Der Film wirft auch ein Schlaglicht auf das Leben sephardischer Einwanderer in Israel. Ein ganz besonderer Film, der das Dokumentarische mit surrealen Elementen verknüpft und damit am Ende auch eine Verbindung zwischen den Generationen herstellt.

Während des Festivals wurde bereits „Simon sagt ‚Auf Wiedersehen’ zu seiner Vorhaut“ (R: Viviane Andereggen) mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet. Ein Ehrengremium sprach eine besondere Empfehlung für einen deutschen Film mit jüdischer Thematik aus. Der Film erzählt die Geschichte des 12-jährigen Simon, der pünktlich zur Bar Mitzwa beschnitten werden soll.

Gewidmet sind die von der Familie Klein gestifteten Preise dem 1999 im Alter von 79 Jahren verstorbenen Gerhard Klein. In Berlin war Klein eine „Kinolegende“. Das Zehlendorfer Filmkunstkino „Capitol Dahlem“ ist seine Schöpfung und wurde nach seiner Gründung 1956 drei Jahrzehnte lang zu einem beliebten Treffpunkt und zu einer Institution mitten im West-Berliner Studentenviertel. Als Kinderdarsteller hatte Klein, aus einer gutbürgerlichen jüdischen Berliner Familie stammend, selbst vor der Kamera und auf der Bühne gestanden. Er war u.a. der Professor in Erich Kästners Bühnenfassung von „Emil und die Detektive“ und spielte in Max Ophüls’ erstem Tonfilm „Dann schon lieber Lebertran“ eine Hauptrolle. 1933 traf ihn das Berufsverbot der Nazis. 1939 gelang ihm die Flucht nach Palästina, wo er in einem Kibbuz arbeitete und das noch heute bestehende avantgardistische „Teatron Kameri“ in Tel Aviv mitbegründete. Seine Eltern sah er nie wieder. 1952 kehrte Klein nach Deutschland zurück. Für seine anspruchsvolle Programmgestaltung im „Capitol Dahlem“ erhielt er mehrere Auszeichnungen, u.a. das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Das Jüdische Filmfestival Berlin & Brandenburg ist seit mehr als zwei Jahrzehnten das größte Forum für den jüdischen und israelischen Film in Deutschland. Es ist damit das älteste und wichtigste kulturelle Event seiner Art und wesentlicher Teil des vielfältigen jüdischen Lebens in Berlin und Brandenburg. Sein Schwerpunkt ist die filmische Auseinandersetzung mit allen Facetten des jüdischen Lebens und dessen ständigem Wandel, in Deutschland, Israel, Europa und dem Rest der Welt. Im Fokus steht dabei die gesamte Bandbreite des aktuellen filmischen Schaffens – vom anspruchsvollen Independent- und Arthousekino über Dokumentarfilme bis hin zum Essayistischen und Experimentellen.

In diesem Jahr präsentierte das JFBB das umfassendste Programm seit Bestehen des Festivals mit über 50 Veranstaltungen und fast 45 Filmen, die an 14 Spielorten in Berlin & Brandenburg gezeigt wurden.

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