2. März 2016

Bundesmittel für JFBB gestrichen

News

02.03.2016. Überraschend wurde die Förderung des Jüdischen Filmfestivals Berlin & Brandenburg (5.-15. Juni 2016) aus Mitteln des Bundeskulturetats gestrichen. Damit ist das 1995 gegründete Festival, das in den Jahren 2013, 2014 und 2015 über den aus Bundesmitteln bestückten Hauptstadtkulturfonds mit jährlich € 100.000 unterstützt wurde, nur drei Monate vor seiner geplanten Eröffnung am 04. Juni 2016 unmittelbar in seiner Existenz bedroht.

Das Jüdische Filmfestival Berlin & Brandenburg ist das traditionsreichste jüdische Filmfestival in Europa und gilt als führende Instanz für jüdische Filmkultur. Es ist in Art und Umfang in Deutschland einmalig und wirkt weit über die Grenzen Berlins und Deutschlands hinaus kulturell, aber auch toleranzfördernd und völkerverständigend. Dies gilt nicht nur in Bezug auf das Verhältnis von Juden und Nicht-Juden, sondern explizit auch mit Blick auf die deutsch-jüdische Vergangenheit sowie auch immer wieder mit Blick auf die gesellschaftliche Vielfalt Israels.

In seinem 22-jährigen Bestehen hat sich das Festival als größte jüdische Kulturveranstaltung der Hauptstadtregion etabliert und ist fester Bestandteil in den Kulturkalendern Berlins und Brandenburgs. Gerade in Zeiten, in denen religiöse und kulturelle Konflikte wieder aufbrechen, und zwar längst nicht nur in weit entfernten Gegenden, sondern auch hier in Berlin und Deutschland, ist das Festival ein Ort des Lernens für ein friedliches Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft. So setzt sich das Festival in Form von Kooperationen seit vielen Jahren auch für den muslimisch-jüdischen Dialog ein. Es ist ein Festival, das innovativ handelt und mit Vorführungen und Veranstaltungen an 13 renommierten und kulturell engagierten Spielorten in Berlin und Brandenburg jüdische Themen direkt zum Publikum bringt.

So betonte der damalige Staatsminister für Kultur und Medien Bernd Neumann während seiner Amtszeit:

„Das Festival wird mit Mitteln des Bundes unterstützt – weil es künstlerisch überzeugt, und weil es eine wichtige Facette des jüdischen Lebens darstellt, das in unserem Land wieder sichtbar wird. Das Jüdische Filmfestival ist Ausdruck dieser wiedergewonnenen Lebendigkeit, die eine wertvolle kulturelle Bereicherung für unser Land darstellt.“ (Staatsminister Bernd Neumann in seiner Rede zur Eröffnung des 19. Jüdischen Filmfestivals Berlin & Potsdam, 29.04.2013)

Auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier bescheinigte:

„Das Jüdische Filmfestival ist ein wichtiger Teil dieses lebendigen Austauschs …Sie machen die Menschen hier in Deutschland neugierig auf die vielen Facetten des Judentums, auf seine Traditionen, seine Riten.“ (Außenminister Frank-Walter Steinmeier in seiner Rede zur Eröffnung des 21. Jüdischen Filmfestivals Berlin & Potsdam, 10.05.2015)

Erst vor wenigen Wochen wies Bundeskanzlerin Angela Merkel eindringlich darauf hin, wie wichtig es sei, die aktuellen Sorgen der jüdischen Bevölkerung ernst zu nehmen, jüdisches Leben und jüdische Kultur in Deutschland weiterhin zu fördern sowie steigendem Antisemitismus vehement entgegenzutreten:

„Wir können froh sein, dass es heute wieder jüdisches Leben gibt, aber das ist natürlich damals viel intensiver gewesen. Und im Grunde ist ein großer Schaden entstanden, nicht nur im Blick auf die Shoah, sondern auch auf den Beitrag, der für die deutsche Gesellschaft geleistet wurde. Und umso mehr heißt es heute, jüdisches Leben willkommen zu heißen, Antisemitismus zu bekämpfen und hier auch keine Kompromisse zuzulassen.“ (Bundeskanzlerin Angela Merkel, Podcast vom 23.01.2016)

Genau hierzu leistet das Festival einen elementaren Beitrag.

Kurz nach den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der deutsch-israelischen diplomatischen Beziehungen und fast parallel zu den deutsch-israelischen Regierungskonsultationen im Februar 2016 sieht sich die Staatsministerin für Kultur und Medien Prof. Monika Grütters nun jedoch außerstande, das Jüdische Filmfestival Berlin & Brandenburg weiterhin aus Bundesmitteln zu unterstützen.
Zahlreiche Bundestagsabgeordnete, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Vertreter aus Kultur, Wirtschaft und Politik sowie zahlreiche Filmschaffende aus aller Welt sind über die Entscheidung irritiert und haben sich bereits persönlich bei der Staatsministerin für das Jüdische Filmfestival Berlin & Brandenburg eingesetzt.

Nicola Galliner, Festivalleiterin des Jüdisches Filmfestival Berlin & Brandenburg: „Angesichts des sich erneut aufbäumenden Volkskörpergeistes in Teilen Deutschlands und den großen Herausforderungen, die auf unsere Gesellschaft in den nächsten Jahren zukommen, ist diese Entscheidung unbegreiflich und politisch ein geradezu gefährliches Signal. Es war mühsam, bestehende Vorbehalte abzubauen und es dauerte einige Jahre, aus Deutschland heraus vertrauensvolle Verbindungen zum weltweiten jüdischen Filmschaffen aufzubauen. Das Festival hat sich dennoch inzwischen eine ausgezeichnete internationale Reputation erarbeitet. Die Hauptstadtregion ist wieder zu einem echten Treffpunkt für den jüdischen Film und den Film über das Judentum geworden. Dem traditionsreichsten jüdischen Filmfestival in Deutschland nun jegliche Bundesmittel zu entziehen, torpediert deshalb nicht nur unsere Arbeit, sondern zerstört auch wieder gewonnenes Vertrauen. Wir und unsere Unterstützer widersprechen der mangelnden Unterstützung in aller Schärfe und fordern eine umgehende Richtigstellung und klare Positionierung zum Jüdischen Filmfestival Berlin & Brandenburg.“

Das Jüdische Filmfestival Berlin & Potsdam hat seinen Namen zum Jahresende 2015 in Jüdisches Filmfestival Berlin & Brandenburg geändert.

Gerne stehen wir Ihnen mit weiteren Informationen und zum Gespräch zur Verfügung.

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